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Paul Spiegel (li), Präsident des Zentralrats der Juden, stellt sich hinter Friedman.

Foto: apa/dpa/grimm
Berlin - Im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen einen Menschenhändlerring prüft die Berliner Justiz laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Focus jetzt auch Spuren im Bundestag. Die Staatsanwaltschaft habe angeordnet, die Benutzer mehrerer Diensttelefone im Parlament zu ermitteln. Man hoffe, Zeugen gegen eine Zuhältergruppe zu finden, hieß es. Die Ermittlungen gegen die Menschenhändler hatten die Drogenaffäre um TV-Moderator Michel Friedman ausgelöst.

Die Telefonnummern und Telefonate aus dem Bundestag waren Focus zufolge bei einer monatelangen Überwachung der Handys von Zuhältern und Prostituierten registriert worden. Die Berliner Zeitung hatte am Freitag berichtet, der Callgirl-Ring, dessen Kunde unbestätigten Berichten zufolge Friedman gewesen sein soll, habe auch andere prominente Politiker sowie bekannte Medienvertreter und Sportfunktionäre beliefert.

Zentralrat der Juden hinter Friedman

Inzwischen stärkte der Zentralrat der Juden in Deutschland Michel Friedman den Rücken. Dessen Präsident Paul Spiegel wies Berichte über eine angebliche Distanzierung scharf zurück. Entsprechende Meldungen "entbehren jeder Grundlage" - ebenso Informationen, der Zentralrat werde im Juli über die Zukunft Friedmans in der Organisation entscheiden.

Auch die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Roth, nahm Friedman in Schutz. "Ich finde die Debatte um Michel Friedman heuchlerisch", wird die Grünen-Politikerin in der Bild zitiert. Es dürfe nicht sein, dass manche die Vorwürfe zu einer Abrechnung mit dem Judentum nützten. (AP/DER STANDARD, Printausgabe, 23.6.2003)