Ein Monat ohne Handy wäre eine Katastrophe, weil ich nicht immer erreichbar bin, schrecklich, weil meine Eltern mich nicht abholen könnten oder wie eine Familie ohne Kinder oder ein Kopf ohne Haare: Diese Einsichten gewährten Sechs- bis 14-Jährige im Rahmen einer im Auftrag der mobilkom austria durchgeführten Befragung, bei der erstmals in Österreich das Leben und Lernen von Kindern im Zeitalter der neuen Medientechnologie untersucht wurde. Die Ergebnisse wurden am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert. Gleich vorweg: Die Buben und Mädchen haben einen unbefangenen Umgang mit Handy und Computer. Die "Netzwerkkinder" sind keine Revoluzzer, sondern pünktlich, brav, selbstständig und weit davon entfernt, sich vom Mobiltelefon stressen zu lassen.

Eine Generation, die, dem Babyphon entwachsen, direkt an den Computer wechselte und über dementsprechende Kompetenz verfügt

Zwei Drittel der befragten Zehn- bis 14-Jährigen besitzen ein Handy, bei den Sechs- bis Neunjährigen sind es immerhin 16 Prozent. 59 Prozent der Zehn- bis 13-Jährigen haben Internet-Zugang, bei den 14- bis 17-Jährigen sind es 92 Prozent der Mädchen und 87 Prozent der Burschen. Es ist eine Generation, die, dem Babyphon entwachsen, direkt an den Computer wechselte und über dementsprechende Kompetenz verfügt, wie die von der "Sensor Marktforschung" unter 200 Kindern durchgeführte Befragung ergab: Schon im Volksschulalter schätzen die Buben und Mädchen ihr Computer-Know-how gleich ein wie das der Mütter, bloß der Vater kennt sich noch ein bisschen besser aus. Die Elf- bis 14-Jährigen meinen, die Nase vor beiden Elternteilen zu haben. Ein Monat ohne Computer wäre in den Augen der Kinder einerseits schlecht, weil ihnen dann langweilig wäre, andererseits auch ganz gut, weil man mehr Zeit für andere Dinge hätte.

Die technologische Zukunft stellen sich die "Netzwerkkinder" so vor: Jeder Mensch wird einen Computer haben und keine Schreibsachen mehr brauchen. In der Schule wird jedes Kind am PC arbeiten. Einkaufen wird nur noch über Internet möglich sein. Der Computer wird für Medizin und Forschung am wichtigsten. Handys werden kleiner und leichter, stabiler und bunter. Man wird damit Filme drehen und fotografieren können. Sie werden mehr Spiele haben. Fernsehen mit Handy wird normal sein. Das Festnetz wird abgeschafft. Mit dem Handy wird man Staubsaugen und ein Auto lenken können.

Leben, Lieben und Lernen der "Netzwerkkinder"

Anlass der Umfrage war ein Montagnachmittag in Wien stattfindendes Symposium über das Leben, Lieben und Lernen der "Netzwerkkinder", veranstaltet von der mobilkom und dem Zoom Kindermuseum. Prominentester Teilnehmer: Der britische Trendforscher Patrick Dixon, der die Neuen Medien unter zwei Aspekten sieht: Sie bieten Inhalte und ermöglichen Kommunikation. Der Zugang der jungen Leute wird seiner Überzeugung nach immer ein emotionaler sein, und daher heiße der Sieger unter den beiden Angeboten Kommunikation - sei es beim Chat oder via Handy.

Bedenken, dass zwischenmenschliche Kontakte womöglich nur noch via Computer oder Mobiltelefon zu Stande kommen, teilt er nicht: Die Technik wird zusätzliche Möglichkeiten bieten, ihr Einsatz wird nicht zu Lasten des Gesprächs von Angesicht zu Angesicht gehen. Durch das Chatten gewinnt das geschriebene Wort an Bedeutung. Handys, immer aktiv, werden von den Kids benützt werden, um deren Freunde via Live-Kamera an ihrem aktuellen Tun teilhaben zu lassen und mal zu vergleichen, auf welcher Party gerade mehr los ist. Die Kommunikation wird entsprechend intensiver: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, und bewegte Bilder sagen mehr als 10.000 Worte. (APA)