Wien - Ihren Börse-Erlös will die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) in weitere Zukäufe, Aktienaufstockungen und "organisches Wachstum" in Zentral/Osteuropa, aber auch im Südosten stecken. Nach heutiger Rechnung sind 500 Millionen Euro bereits für Übernahmen "verbraten". Dazu kommen noch die üblichen Spesen und Honorare für den IPO selbst.

Knapp 440 Mio. Euro fließen heuer noch in die Aufstockung bei der polnischen Großbank BPH PBK von jetzt 52 auf 71 Prozent. Diese knapp 19 Prozent kauft die BA-CA ihrer Mutter HVB ab. Weitere 60 Mio. Euro fließen in jüngst fixierte Totalübernahmen von Leasingfirmen in Tschechien und der Slowakei sowie in die Mehrheit an der bosnischen Profit banka.

Ungarische Postbank

Weiterhin interessiert ist die BA-CA aktuell an der ungarischen Postbank. "Wir schauen uns die Postabank an", sagte am Montag BA-CA-Osteuropa-Vorstand Friedrich Kadrnoska bei der Pressekonferenz zum Börsegang. Ob tatsächlich ein unverbindliches Offert gelegt wurde bzw. wird, teilte Kadrnoska unter Hinweis auf eine unterschriebene Vertraulichkeitserklärung nicht mit.

Wie berichtet hatte die BA-CA die Privatisierungsunterlagen für die ungarische Postbank angefordert. Als Kaufpreis für die Postabank-Beteiligung waren in der Branche wiederholt rund 200 Mio. Euro genannt worden. Wie berichtet erwartet Ungarn bis 25. Juni - also kommenden Mittwoch - erste unverbindliche Angebotsvorschläge.

Polnische Großbank BPH PBK

Ein Teil des BA-CA-Emissionserlöses wird explizit bereits dazu verwendet, die verbleibende 18,95-prozentige Beteiligung der Mutter HypoVereinsbank (HVB) an der polnischen Großbank BPH PBK zu einem Kaufpreis von 439 Mio. Euro von der HVB zu erwerben. Die Bank Austria Creditanstalt gab heute dazu die Aufstockung in mehreren Schritten bekannt. So sollen kurz nach dem Abschluss des jetzigen Börseangebots zunächst 9,5 Prozent erworben werden. Den verbleibenden Anteil will sie der HVB bis Jahresende abkaufen.

BA-CA-Chef Karl Samstag betonte, dass die Aufstockung in Polen vor zwei Jahren bereits vereinbart worden sei. Dies sei jetzt "der letzte Schritt, der aus dem Bank-der-Regionen-Vertrag offen geblieben" sei. Dass die polnische Großbank nach dem "nicht besonders guten" Jahr 2002 jetzt den Turnaround schafft, daran hat Vostand Kadrnoska nicht den geringsten Zweifel. Die Ergebnisse der ersten Monate 2003 und die konjunkturellen Signale stimmten zuversichtlich. "Polen ist unser wichtigster Markt."

Mehrheitsübernahme der Central Profit Banka

Fixiert ist bereits die Mehrheitsübernahme der Central Profit Banka d.d., Sarajewo, der viertgrößten bosnischen Bank. Es wird erwartet, dass die BA-CA dabei ein Übernahmeangebot an Minderheitsgesellschafter (5 Prozent) abgeben muss, um die gewünschte 81-prozentige Beteiligungsquote zu erreichen. Außerdem ist geplant, sämtliche Anteile an der CAC-Leasing in Tschechien und an der CAC-Leasing Slovakia zu erwerben. "Wir gehen davon aus, dass wir insgesamt nicht mehr als etwa 60 Mio. Euro für diese drei Akquisitionen zahlen werden", heißt es im Börsenprospekt zur Verwendung des Emissionserlöses.

Allgemeine Bedingung für Akquisitionen im Osten sei, "dass sie sich innerhalb von zwei Jahren rechnen", sagte Kadrnoska. Der Konzern setzt im Osten auch auf die so genannte "zweite" Konsolidierungswelle, also auf "Second-Hand"-Banken, deren Eigentümer bei der Privatisierung eingestiegen sind, sich jetzt von dort aber wieder zurückziehen. Auch der Bereich Südosteuropa ist jetzt verstärkt im Visier. Kadrnoska hielt heute für weitere Akquisitionen fest, dass es ja nicht unbedingt immer ganze Banken sein müssten, deren Übernahme geprüft würde. Es könnte sich auch um den Erwerb von einzelnen Assets handeln.(APA)