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Graz - In der IT-Welt sind weibliche Fachkräfte mit 4,1 Prozent eklatant unterrepräsentiert. Dass Frauen im Bereich der Informationstechnologien nicht so stark vertreten sind wie Männer, liegt nicht etwa an ihren mangelnden Fähigkeiten, sondern an Ausbildungsangeboten, die sich vorwiegend an den Bedürfnissen von Männern orientieren.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Interuniversitären Forschungszentrum (IFZ) in Graz erstellt wurde. Nötig seien mehr spezifische Angebote, stellt Elisabeth Hirsch vom IFZ im Rahmen ihrer Untersuchung fest.

Frauen lernen anders

"Frauen lernen anders als Männer. Bei ihnen steht vor allem die konkrete Anwendung im Vordergrund und sie bevorzugen einen ganzheitlichen, fächerübergreifenden Ansatz sowie eine druckfreie Lernatmosphäre", so Hirsch. Sie untersuchte die Frage, wie die Erwachsensenbildung dazu beitragen kann, die Chancengleichheit von Männern und Frauen im Hinblick auf Informationstechnologien herzustellen. "Öffentliche Bildungseinrichtungen sind gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die besser an die Bedürfnisse von Frauen angepasst sind", zieht Hirsch Bilanz.

Frauenanteil beträgt zwanzig Prozent

Bei Ausbildungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien beträgt der Frauenanteil österreichweit lediglich zwanzig Prozent. Auch was die Teilnahme an Einsteiger-Kursen anbelangt, sei die Hemmschwelle bei Frauen viel größer als bei Männern. Dies sei nicht zuletzt im Zeitalter der Infotechnologie eine gefährliche Entwicklung, die die Berufschancen von Frauen erheblich mindere und sie zu den Verliererinnen des viel propagierten neuen Zeitalters werden lasse, so Hirsch.

Reine Frauengruppen

Die Erwachsenenbildung könne hier einen Beitrag leisten, um Frauen geeignetere Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen. Gerade bei Einsteiger-Kursen würde es sich bewähren, reine Frauengruppen zu bilden, hat Hirsch erhoben. Das weibliche Selbstbewusstsein im Hinblick auf Technikkompetenz würde steigen, wenn sie sich nicht mit Männern messen müssten.

Doppelbelastung berücksichtigen

Berücksichtigt werden müsste auch die häufige Doppelbelastung von Frauen, die es ihnen erschwert, jeden Abend einen Kurs zu besuchen. Längere und flexiblere Intervalle wären frauenfreundlicher. "Die Erwachsenbildung sollte generell stärker von der Frauenbildungsarbeit lernen, die in ihrer Methodik offener, integrierender und kreativer ist. Davon würden letztendlich auch Männer profitieren", ist die IFZ-Mitarbeiterin überzeugt.

Derzeit gibt es in Österreich vier Einrichtungen in verschiedenen Bundesländern, die spezifische Computerausbildungen für Frauen anbieten. Die Palette reicht dabei von Einführungen ins Internet bis hin zu Spezialgebieten der Webprogrammierung. (APA)