KHG spricht gern von sich in der dritten Person. Im ORF-"Mittagsjournal"-Interview , wo es um seine von der Industrie gesponserte Selbstberühmungs-Homepage ging, gezählte sechsmal ("der Karl-Heinz Grasser"). Auch inhaltlich waren seine Interviewaussagen entlarvend: Für die 175.000 Euro der Industriellenvereinigung wäre Steuer zu zahlen gewesen? Bitte, ich habe jetzt ein privates Gutachten bei einem Steuerprüfer bestellt und der sagt Nein! Vorschlag: Möglichst viele Einkommenssteuerpflichtige, die womöglich KHG immer noch für einen tollen Hecht halten, mögen derlei bei ihrer nächsten Betriebsprüfung vorbringen. Ferner hat KHG die Stirn, zu behaupten, er habe mit dem Homepage-Verein, der von seinen engsten Mitarbeitern gegründet wurde und nur KHG-Propaganda - inklusive Fotos von ihm als Hosenmatz - enthält, "nichts zu tun"!

Der Mann wird früher oder später gehen müssen, das sei hier prophezeit, Beliebtheitswerte hin oder her.

Es wäre auch gut im Interesse Österreichs. Das Homepage-Sponsoring durch die Privatindustrie ist an sich schon unvereinbar. Nun aber wird eine potenziell explosive Konstellation sichtbar. Es gibt Hinweise, dass die Verstaatlichtenholding ÖIAG - auf die Grasser als Eigentümervertreter praktisch absoluten Durchgriff hat - bei der (Rest-)Privatisierung der Voest diese Grassers ehemaligem und vielleicht auch zukünftigem Arbeitgeber Frank Stronach und seinem Magna-Konzern zuschanzen will.

Der STANDARD hat über entsprechende Pläne schon vor Wochen berichtet. Im profil wird nun enthüllt, dass in der ÖIAG eine Arbeitsgruppe existiert, in der der ÖIAG-Vorstand unter Beiziehung eines Vertreters der Investmentbank JP Morgan einen entsprechenden Plan ausarbeitet.

"Privatisierung" hat bei KHG bisher bedeutet: Die Telekom Austria wurde zum schlechtesten Zeitpunkt an die Börse gebracht; die Austria Tabak wurde an einen englischen Konzern verkauft, der in einem Jahr 20 Prozent des Kaufpreises als Gewinn lukrierte. Die Post soll an die Deutsche Post "privatisiert" werden, bei der der Staat Mehrheitseigentümer ist, die Telekom an die Swisscom, ebenfalls mit Mehrheitsbesitzer Staat. Wenn KHG jetzt noch einen österreichischen Schlüsselbetrieb an einen Unternehmer verkaufen will, bei dem er ein Rückkehrrecht als Manager hat, dann kann der Preis noch so gut sein - das ist anrüchig in höchstem Maße. Zumal es auch andere Interessenten gibt - nämlich eine österreichische Investorengruppe, deren Absicht es ist, das Unternehmen intakt zu lassen. Diese Gruppe wurde kürzlich von der ÖIAG ausgebremst, als sie zusätzliche zehn Prozent der Voest kaufen wollte. Trägt das Unternehmen bereits das Pickerl "Reserviert für Frank", gezeichnet "KHG"? Privatisierung ist an sich richtig, aber es gibt auch so etwas wie wirtschaftspolitische Verantwortung. Bei Stronach kann man sich nicht sicher sein, ob er nicht die Voest nur zerschlagen, "filetieren" und den Rest wieder verkaufen will. Sein Interesse gilt Berichten zufolge hauptsächlich der "Autosparte" der Voest. Die Begründung liefert das Wirtschaftsmagazin Format: Die Voest ist hier zu einem echten Konkurrenten von Magna herangewachsen.

Die Voest war einmal am Rande der Pleite und ist heute - nach Redimensionierung und Teilprivatisierung - wieder ein erstklassiger Industriebetrieb. Ihre Filetierung wäre ein wirtschaftspolitischer Vandalenakt, für den sich auch der Bundeskanzler verantworten müsste. hans.rauscher@derStandard.at (DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2003)