Innsbruck - Die Innsbrucker Universitätsklinik sieht rund um den umstrittenen Leiter der Klinischen Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Univ.-Prof. Walter Thumfart, offenbar Handlungsbedarf. Nach einem internationalen Gutachten wurde ihm am Montag eine Beurlaubung nahe gelegt.

Der Mediziner war vor einem Jahr wegen mangelnder Aufklärung von Patienten und möglichen Kunstfehlern ins Schussfeld der Kritik geraten. Seine ruhend gestellte Funktion wollte er am Montag wieder aufnehmen.

Vorwürfe durch Gutachten nicht entkräftet

Die gegen Thumfart erhobenen Vorwürfe hätten durch das Gutachten nicht entkräftet werden können, teilte die Klinik am Montag mit. "Da die TILAK (Tiroler Landeskrankenanstalten) die Verantwortung für die ordnungsgemäße medizinische Versorgung der Bevölkerung wahrnimmt, wurde Prof. Thumfart der dringende Ratschlag erteilt, sich bis zur dienstrechtlichen und gerichtlichen Klärung der Angelegenheit beurlauben zu lassen", hieß es. Das Primariat werde für die Dauer seines Urlaubes von seinem gesetzlichen Stellvertreter geführt.

"Intrigen und Hetzkampagnen"

Die Wiederaufnahme einer Vorstandsfunktion könne nicht eine einseitige Entscheidung von Thumfart sein, sondern müsse vom Rektor beauftragt werden, wurde nach Beratungen zwischen dem TILAK-Vorstand, dem Dekan der medizinischen Fakultät und dem ärztlichen Direktor des Landeskrankenhauses Innsbruck-Universitätskliniken erklärt. Thumfart habe sich bis Dienstag Bedenkzeit ausbedungen.

Der HNO-Vorstand hatte seine Funktion als Klinikvorstand vor einem halben Jahr freiwillig für die Dauer des Gutachtens ruhend gemeldet. Die Vorwürfe gegen ihn hatte er stets bestritten und von Intrigen und Hetzkampagnen gegen seine Person gesprochen.

Beschwerden in rund 15 Fällen

In rund 15 Fällen sollen inzwischen an der Klinik Beschwerden gegen Thumfart vorliegen. Vor einigen Wochen war unter anderem Strafanzeige wegen Verdachts der fahrlässigen schweren Körperverletzung erstattet worden. Eine Patientin beschuldigte Thumfart, ihr im Zuge einer Operation Gaumenverletzungen zugefügt zu haben. (APA)