Markus Zsivkovits (35) ist Ernährungswissenschaftler am Institut für Lebensmittelsicherheit der Ages in Wien

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Standard: Welche Aufgaben hat das Institut für Lebensmittelsicherheit?

Zsivkovits: Eine der Hauptaufgaben ist die Analyse und Begutachtung von amtlichen Proben. Zusatzaufgaben sind internationale Expertentätigkeit und die Veröffentlichung von Lebensmittelwarnungen.

Standard: Was sind Lebensmittelwarnungen?

Zsivkovits: Wenn eine Lebensmittelprobe gesundheitsschädigend ist, wird auf der Homepage der Ages eine Warnung veröffentlicht. Die Meldungen kommen von einer Lebensmittelaufsicht, der EU-Behörde oder vom Hersteller selbst. Aktuell warnen wir zum Beispiel vor einer Zwiebelstreichwurst, die gesundheitsschädigende Bakterien enthält.

Standard: Können auch Konsumenten Beobachtungen melden oder Proben abliefern?

Zsivkovits: Ja, durch eine Parteienbeschwerde bei der Bezirkshauptmannschaft oder beim Magistrat - telefonisch, per Mail, auch anonym. Man kann auch ein Lebensmittel direkt aufs Amt bringen. Dann wird ein Verfahren nach dem Lebensmittelrecht ausgelöst.

Standard: Wird man über den Ausgang informiert?

Zsivkovits: Nein, das Verfahren fällt unter Amtsverschwiegenheit.

Standard: Befasst sich die Behörde mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten?

Zsivkovits: Die Ages ist primär für lebensmittelrechtliche Fragestellungen zuständig, nicht für individuelle Unverträglichkeiten.

Standard: Wenn ein Arzt gehäufte Intoleranzen auf ein bestimmtes Nahrungsmittel feststellt, kann er das bei der Ages melden?

Zsivkovits: Natürlich. Der Verdacht muss aber konkretisiert werden, damit wir tätig werden können. Behauptungen allein genügen nicht.

Standard: Was macht die Ages mit einer solchen Meldung?

Zsivkovits: Je nach Dringlichkeit würde die Frage mit internationalen Kooperationspartnern abgeklärt und diskutiert.

Standard: Analysiert wird nicht?

Zsivkovits: Das stellt sich der Laie so einfach vor. Wie bei CSI: Miami - man schüttet eine Probe irgendwo hinein, und ein Zettel mit den Ergebnissen kommt heraus. In Wirklichkeit muss man genau wissen, wonach man sucht. Lebensmittelanalysen sind sehr komplex und teuer. (Jutta Berger, DER STANDARD, 15.6.2012)