Microsoft SmartGlass vereint mobile Endgeräte mit der Xbox.

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Mit der Vorstellung der "Surface"-Tablets schließt sich Microsofts Unterhaltungskreis. Neben Windows-PC, Xbox und Nokias exklusiven Windows Phones wird Microsoft künftig sämtliche Formfaktoren der Unterhaltungswelt zumindest aus den erweiterten eigenen Reihen stellen. Der US-Konzern, der einst mit Windows rein auf Partnerschaften mit externen Herstellern setzte, wird damit zum Anbieter integrierter Systeme. Ein Geschäftsmodell, das Apple in den vergangenen Jahrzehnten zum wertvollsten IT-Konzern der Welt verhalf.

Entertainment überall

Gerade in der Videospiel- und Unterhaltungsbranche könnte Microsoft mit einem vernetzten Angebot zum absoluten Schwergewicht mutieren und spezialisierteren Konkurrenten wie Sony oder Nintendo weiter das Wasser abgraben.

Der Weg dahin geht vom Wohnzimmer aus. Die Xbox 360 und deren Nachfolger fungieren den Konzernvorstellungen nach als Zentrum für Games, Video- und Musikdienste. Über die auf der E3 vorgestellte Softwareschnittstelle "SmartGlass" werden ab Herbst Smartphones und Tablets mit der Xbox verbunden und dienen dann als Fernbedienung, zur Interaktion mit Multimedia-Inhalten oder als Bildschirmerweiterung für Games. Das Netzwerk Xbox Live spannt sich dabei wie ein Spinnennetz über die Plattformen und lässt Anwender von überall aus auf den eigenen Account und die Inhalte Zugreifen.

Vorteil: Aus einer Hand

Der große Vorteil der internen Produktion der dazugehörigen Schlüsselprodukte liegt darin, dass Microsoft Dienste damit gezielt auf die Hardware abstimmen und Drittherstellern den Weg weisen kann. Microsoft hat so die idealen Voraussetzungen, um die Vernetzung via SmartGlass voranzutreiben und das Windows- und Xbox-Ökosystem miteinander zu verschmelzen. Parallel dazu ist man seit einigen Jahren bemüht, die Plattformen Windows, Windows Phone und Xbox aneinander anzupassen. Das großkachelige Metro-Design hat nach Smartphones mit dem letzten Dashboard-Update auf der Xbox und mit Windows 8 auf PCs Einzug gehalten. Den Konsumenten soll ein einheitliches, vertrautes Interface vorgesetzt werden - egal welchen Bildschirm sie gerade einschalten.

Wettbewerbsvorteil

Gegenüber den Spielkonsolen-Konkurrenten Nintendo und Sony hat Microsoft damit weit bessere Karten in der Hand, sein Gaming- und Unterhaltungsangebot auszuweiten. Nintendo betreibt mit dem Handheld 3DS und der kommenden Wii U integrieren zwar auch Multimedia-Angebote, sind aber zwei klar abgeschottete Systeme. Sony geht hingegen einen Mittelweg. Einerseits versucht man die PlayStation 3 mit dem Handheld PS Vita als duales Spielsystem zu etablieren und andererseits breitet Sony das PlayStation-Ökosystem, zunächst ältere PlayStation-Spiele, mit "PlayStation Mobile" auf Smartphones und Tablets mit Android-Betriebssystem aus. Das PlayStation Network und das Sony Entertainment Network sollen Inhalte ebenfalls plattformübergreifend verfügbar machen - Fernseher und Computer inklusive.

Welcher Ansatz mehr Potenzial hat, müssen die kommenden Monate zeigen. Die jetzt getroffenen Vorbereitungen dürften vor allem in der nächsten Generation rund um Xbox 720 und PS4 Früchte tragen. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 19.6.2012)