Berlin - Geschwisterrivalität äußert sich bei Tieren als Kampf um die Nahrung, die von der Mutter bzw. den Eltern zur Verfügung gestellt wird. Im Extremfall kann dies bis zur Tötung eines schwächeren Jungtiers durch seinen Bruder oder seine Schwester gehen. Wie dieser Vorgang bei Tüpfelhyänen abläuft, untersuchten Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, wie der Forschungsverbund Berlin berichtet.

Bei Vögeln mit hoher Geschwisterrivalität spielt der Zeitpunkt des Schlupfs eine entscheidende Rolle - der Erstgeschlüpfte geht automatisch mit einem großen Startvorsprung ins Rennen. Bei Säugetieren entfällt dieser Faktor, Dominanz und Unterordnung bzw. Stärke und Schwäche müssen sich bei Mehrlingsgeburten anderweitig ergeben. Wie die Forscher in den "Proceedings of the Royal Society B" berichten, kommen bei den von ihnen beobachteten Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta) "Trainingseffekte" zum Tragen.

Weitere Faktoren

Die Studie zeigt, dass bald nach der Geburt die subdominanten Tiere von dominanten Geschwistern intensiv als "Verlierer" trainiert werden. Dominante Tiere schaffen es durch aggressives Verhalten, ihren Zugang zur Muttermilch zeitweise zu monopolisieren und damit von höheren Wachstumsraten zu profitieren. Die Folge ist, dass diese Rollenverteilung meistens dauerhaft auch beim Älterwerden verankert wird.

Das klingt nach einem früh festgelegten Leidensweg für die Schwächeren - doch ist die Rollenverteilung nicht absolut. Wenn die schwächeren Tiere richtig hungrig werden, verweigern sie häufig die üblichen Gepflogenheiten der Unterwürfigkeit und verbessern so ihren Zugang zur Muttermilch.

Auch das Geschlecht spielt eine Rolle. Und da bei den Tüpfelhyänen die erwachsenen Weibchen die Männchen dominieren, kommt es nicht ganz überraschend, dass weibliche Jungtiere - anders als bei vielen anderen Spezies - effizienter als ihre Brüder sind, wenn es um den Zugang zur Muttermilch geht.
(red, derStandard.at, 23.6.2012)