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Heinrich Pecina, Chef der Vienna Capital Partners, wollte die Gashandelsfirma verkaufen, die Transaktion ist aber noch nicht durch. Wegen Problemen in Italien wird aus Cemag mit 160 Millionen Schulden die größte Pleite des Jahres.

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Wien - Es ist die bisher größte Pleite im heurigen Jahr: Am Dienstag musste der Gashändler CE Gas Marketing & Trading (Cemag), ein Unternehmen der Finanzinvestmentgesellschaft Vienna Capital Partners (VCP) des Heinrich Pecina, Insolvenzantrag stellen. Die Verbindlichkeiten summieren sich auf 160,4 Millionen Euro. Von der Insolvenz betroffen sind mehr als 100 Gläubiger und etwa zwei Dutzend Mitarbeiter.

Trotz der Pleite wird das Unternehmen fortgeführt und soll saniert werden. Den Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent angeboten - zahlbar innerhalb von zwei Jahren.

Ursache für die augenblickliche Malaise sei der Zahlungsausfall eines italienischen Großkunden, der seinerseits auf unbezahlten Rechnungen eines Kunden sitzen geblieben sei, teilte die Kreditschutzorganisation Creditreform am Dienstag mit.

Cemag ist eines von mehreren Dutzend Unternehmen, die nach der Privatisierung der Energiemärkte in Europa auf den Plan getreten sind.

Privatstiftung

Das seit 2005 aktive Unternehmen gehört der Cemag Privatstiftung. Dahinter steht die VCC Financial Information Services GmbH, ein Tochterunternehmen der Vienna Capital Partners. Diese wollte sich schon im Frühjahr von ihren Cemag-Anteilen trennen. Am 13. April 2012 wurde eine Vereinbarung zum Verkauf der Cemag-Anteile an die Artemis SE unterzeichnet, eine im Freiverkehr der Frankfurter Börse gelistete Energie-Holdinggesellschaft. Artemis wiederum steht im Haupteigentum der global agierenden Beteiligungsgruppe GEM (Global Emerging Markets), die sich vorwiegend in Wachstumsmärkten und -branchen engagiert.

Die Transaktion steht unter der aufschiebenden Bedingung der kartellrechtlichen Genehmigung und ist noch nicht über die Bühne. "Das Closing ist in Arbeit", sagte Pecina-Sprecher Michael Fink dem Standard.

Nach erfolgtem Eigentümerwechsel wollte Artemis das Eigenkapital der Cemag durch Zuführung von zehn bis 20 Millionen Euro zusätzlich stärken. Inwieweit das unter den neuen Umständen durchgezogen wird, ist allerdings offen. Als Chef führt Gernot Hutter die Geschäfte bei Cemag, Maximilian Tinauer hat die Finanzen im Blick. Daran sollte sich auch nach einem Eigentümerwechsel nichts ändern, wurde noch im Frühjahr versichert.

Haushaltskunden nicht dabei

Von der Cemag-Pleite sind nach Recherchen der E-Control keine Haushaltskunden in Österreich betroffen. Die Verbindlichkeiten seien durch die Besicherungen abgedeckt, das jedes mit Gas handelnde Unternehmen bei der Verrechnungsstelle AGCS beibringen muss.

Größter Einzelkunde des Gashandelsunternehmens, das auch diverse mittelgroße Stadtwerke mit vergleichsweise billigen Spotgasmengen versorgt, ist der Papierkonzern Norske Skog in Bruck an der Mur. Das Unternehmen ist aber informiert und dem Vernehmen nach bereits mit einem Alternativlieferanten im Gespräch. Zudem beliefert Cemag auch diverse Glashäuser von Gärtnereien mit Gas.

Zum Masseverwalter in dem Sanierungsverfahren ist Karl F. Engelhart bestellt worden. Gläubiger können ihre Forderungen bis zum 28. August anmelden. Die Abstimmung über den Sanierungsplan soll hernach am 11. September stattfinden. (Günther Strobl, DER STANDARD, 27.6.2012)