Danzig - Wenn das keine Drohung ist. Just zum Halbfinale gegen Italien am Donnerstag in Warschau soll die deutsche Nationalmannschaft den Höhepunkt ihrer körperlichen Fitness erreicht haben. "Unsere Planung ist darauf ausgerichtet", sagt Shad Forsythe. Der 39-jährige Physiotherapeut aus den USA zeichnet seit 2004 für die Physis der Nationalspieler mitverantwortlich. Geholt hatte ihn seinerzeit Jürgen Klinsmann.

"Wir sind noch auf dem Weg nach oben, was die Fitness anbelangt. Und das ist auch besser, als nach unten zu gehen", ergänzt Forsythe, der während der Vorbereitungsphase gemeinsam mit seinem Landsmann Mark Verstegen und seinen beiden Physiokollegen Benjamin Kugel und Darcy Norman die Grundlage für das Turnier gelegt hat. Erfolgreich offenbar. Selbst im Finish der vergangenen Saison besonders Beanspruchte wie Real Madrids Sami Khedira glänzen durch Ausdauer auf höchstem Niveau.

Zwei Tage mehr Pause

Entgegen kommt den Betreuern, dass die Auswahl von Joachim Löw nach dem Viertelfinale zwei Tage mehr Regenerationszeit hat als Italien, was dessen Coach Cesare Prandelli lautstark beklagte. Löw spielte diese Tatsache herunter. Das sei "kein Nachteil für die Italiener", führte der Bundestrainer aus, vier Tage Pause reichten für Profis, "ich habe nicht den Eindruck, dass sie unter den 120 Minuten leiden".

Dabei kommt den Deutschen noch zugute, dass sie deutlich jünger als die Italiener sind. Sie kommen im Schnitt auf nur 24,4 Jahre, während die Herren der Squadra durchschnittlich 28,1 Lenze zählen. "Es ist klar: Je älter man ist, desto schwieriger ist es, sich zu erholen", sagt Forsythe.

Prandelli hat dem Verschleiß durch die meisten Wechsel aller Halbfinalisten vorgebeugt. Bis auf die beiden Ersatztorhüter und weitere zwei Feldspieler wurden alle Mann eingesetzt. Bei Deutschland sind sechs der 23 Kaderspieler noch ohne EM-Einsatz. An dieser Zahl wird sich im Halbfinale kaum etwas ändern, obwohl Löw wieder Umstellungen plant. Es ist aber davon auszugehen, dass die im Viertelfinale pausiert Habenden zum Zug kommen.

Sicher dabei ist Bastian Schweinsteiger trotz einer leichten Knöchelblessur. "Wir brauchen ihn auf dem Platz, er ist ein emotionaler Leader. Er ist mit seiner Ruhe am Ball, seiner Physis und seiner Präsenz sehr wichtig für uns", sagt der Coach. Dass zumindest Schweinsteiger die längere Pause entgegenkommt, muss Löw zugeben. (lü, DER STANDARD Printausgabe 27.06.2012)