Graz / Bad Gleichenberg - Das steirische Vulkanland, dessen warme Quellen auch die historische Therme Bad Gleichenberg speisen, erweist sich als äußerst heißer Boden für Investoren.

Jahrelang hatte die Therme finanziell gekränkelt, das Land Steiermark musste immer wieder einspringen, ehe 2008 eine neue Investorengruppe um den Bauunternehmer Peter Haselsteiner, den Gesundheitsökonomen Christian Köck, Ex-Magna-Manager Siegfried Wolf - der bald wieder ausstieg - und den Grazer Immobilientycoon Reinhard Hohenberg die Therme mit einem architektonisch hochklassigem Neubau wieder auf gesunde Beine stellte.

Aber nur vier Jahre nach der Eröffnung des 62,2-Mio.-Euro-Investments erschüttert jetzt ein gerichtsanhängiger Streit zwischen den Eigentümern auch dieses neue Thermenprojekt. Mit der Folge, dass jene Firma, über die die Finanzierung des Investments gelaufen ist, die Kappa Thermenbeteiligung GmbH jetzt mit Passiva in der Höhe von 55 Mio. Euro Konkurs angemeldet hat. Nun wird befürchtet, dass der Konkurs auch auf den Thermenbetrieb übergreifen könnte - was aber offiziell dementiert wird.

Zu hohe Pachten

Hintergrund und Auslöser der Großinsolvenz sind nach Ansicht des Miteigentümers Christian Köcks die zu hohen Pachten, die die Kurhaus Bad Gleichenberg GmbH als Thermenbetreiber an die Eigentümer, die Gleichenberger Thermen-Park-Hotel Beteiligung GmbH bzw. die gemeinsame Kappa-Tochter zu zahlen habe. 3,5 Mio. Euro im Jahr. Mit dieser Pacht wurde unter anderem jener 34-Mio.-Euro-Kredit der Hypo Alpe Adria bedient, den die Kappa aufgenommen hatte. Eigentümer der jetzt insolventen Beteiligungsfirma Kappa sind die KBG Krankenhausbeteiligungs GmbH, die Haselsteiner und Köck gehört, sowie über Umwegen auch dem Grazer Immobilienkrösus Hohenberg. Haselsteiner und Köck übernahmen vor zwei Jahren mit ihrer KBG die Hypo-Forderungen, dies "hinter meinem Rücken" sagt Thermen-Miteigner Reinhard Hohenberg. Seiner Meinung nach sei Kappa "hoffnungsvoll unterwegs gewesen", die Umschuldung selbst zu schultern.

Der Grund, warum Kappa gegenüber der Hypo mit den Zahlungen in Verzug kam, liege darin, dass die von Köck und Haselsteiner dominierte Betreibergesellschaft Kurhaus Bad Gleichenberg GmbH "keine Pacht mehr gezahlt hat". 8,8 Mio. Euro hätten sich bis dato angehäuft. Köck wirft Hohenberg wiederum vor, jetzt an der Therme "risikolos mitschneiden zu wollen, obwohl er die Lösung mit der Übernahme der Verbindlichkeiten damals abgelehnt hat". Im Gegenzug wollen Köck und Haselsteiner über kurz oder lang, wenn die Sache mit Hohenberg und der Konkurs bereinigt ist, die Therme zur Gänze - ohne Hohenberg - übernehmen. Köck: "Wir hatten ihm schon genügend Angebote gemacht, um ihn auszukaufen." Hohenberg denkt aber nicht daran, auszusteigen. Inwieweit auch die Landesförderungen (12 Mio. Euro) betroffen sind ist noch unklar. Köck sieht da kein Problem, diese seien an den Betrieb gebunden und der sei ja aufrecht.

Kappa ist heuer jedenfalls die größte Insolvenz in der Steiermark. Insgesamt ist im Bundesland die Zahl der Pleiten um 6,3 Prozent gestiegen. Bundesweit zeigten sich recht unterschiedliche Trends. Am kräftigsten erhöhte sich die Zahl der Pleiten mit rund 39 Prozent im Burgenland. (Walter Müller, DER STANDARD, 27.6.2012)