Wien - Die Staatsanwaltschaft Wien setzt in den Ermittlungen zur Causa Eurofighter weitere Schritte und hat an mehrere europäische Länder Rechtshilfeersuchen gestellt. Konkret geht es um das Verfahren gegen den früheren Geschäftsführer der für die Eurofighter-Gegengeschäfte zuständigen Euro Business Development GmbH (EBD), Klaus Dieter Bergner, und die Lobbyisten Alfred Plattner und Walter Schön. Der ermittelnde Staatsanwalt Michael Radasztics bestätigte einen entsprechenden Vorabbericht des Wirtschaftsmagazins "Format".

Bergner, Plattner und Schön werden Beamtenbestechung und Geldwäsche vorgeworfen. Ins Rollen gebracht wurden die Untersuchungen durch eine Festnahme in Italien. Im Rahmen der Verfolgung eines Anlagebetruges wurde in Rom Gianfranco Lande verhaftet. Bei seiner Einvernahme vor über einem Jahr sprach er über das Eurofighter-Geschäft in Österreich: Über die Londoner Briefkastenfirma Vector Aerospace, die vom Eurofighter-Hersteller EADS Deutschland gegründet worden sein soll, seien demnach 84 Mio. Euro in diverse Kanäle geflossen. In Österreich fanden daraufhin Hausdurchsuchungen statt. Bergner und Schön hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe diese zurückgewiesen, für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Spur des Geldes

Der Wiener Staatsanwalt Radasztics stellte zum Verfahren gegen die drei Männer in den vergangenen Wochen mehrere Rechtshilfeersuchen, um der Spur des Geldes folgen zu können. Eine genaue Zahl nannte er nicht. Die Ersuchen um Auskunft zu Bankgeschäfte richtete sich etwa an England, Malta, die Schweiz, Liechtenstein oder auch Schweden. "Vector Aerospace bekam offenbar Geld von EADS und hat dieses weitergeleitet an Gesellschaften quer durch Europa", erklärte er. Die Rechtshilfeersuchen wurden an all jene Länder gerichtet, in denen Konten von jenen Gesellschaften geführt werden, die Vertragspartner von Vector Aerospace waren. "Rechtshilfeersuchen dauern erfahrungsgemäß länger", meinte der Staatsanwalt. Ein zeitlicher Rahmen für den weiteren Verlauf der Verfahren lasse sich daher noch nicht nennen.

Radasztics erklärte weiters, Erkundigungen zu etwaigen Querverbindungen bei Kollegen, die ebenfalls Großverfahren führen, eingeholt zu haben bzw. einzuholen. Dies diene der internen Abstimmung. Dass in beschlagnahmten Unterlagen des ehemaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser Material gefunden worden sei, das einen Bezug zu seinen Ermittlungen herstellt - wie "Format" berichtete -, kommentierte der Staatsanwalt nicht. (APA, 28.6.2012)