Wien/Laxenburg - Der ATGA Facility Kongress, der heuer zum 20. Mal stattfand und im historischen Schloss Laxenburg über die Bühne ging, hatte einen deutlichen Fokus auf die branchenübergreifende Vernetzung zwischen Architekten, Technikexperten und Vertretern der Immobilienbranche. Rund 230 Personen nahmen an der zweitägigen Veranstaltung teil. Ziel war es, sich gemeinsam Gedanken über die Optimierung von Gebäuden und Nutzungskonzepten zu machen.
"Als Facility-Management vor vielen Jahren als Thema neu aufgekommen ist, ging es damals noch vor allem um Kostenvorteile", erklärt Markus Aschauer, Geschäftsführer der ATGA Marketing GmbH. "Heute geht es weniger um die Kosten als vielmehr um den Gedanken, langfristig und möglichst wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig zu planen."
Facility-Management sei keine losgelöste Sache, sondern funktioniere heutzutage nur noch stark branchenübergreifend, so der Tenor unter den Teilnehmern. Außerdem müsse ein Facility-Manager die Optimierung der Gebäudenutzung bei Bauherren, Gebäudeverwaltern oder Planern frühzeitig reklamieren. Eine misslungene Gebäudeplanung könne - einmal passiert - grobe Probleme verursachen.
Mit wenig Aufwand hohe Einsparungen möglich
An plakativen Negativbeispielen mangelt es freilich nicht. "Oft werden in Gebäuden Fenster eingebaut, die nicht zu öffnen und daher auch schwer beziehungsweise nur auf teure Weise zu reinigen sind", erklärt Aschauer, "immer wieder werden auch Leuchtkörper so montiert, dass sie in unerreichbarer Höhe liegen und so schwer zu tauschen sind."
Gegen solche Planungsdefizite möglichst früh vorzugehen wäre auch laut Horst Pichlmüller, Präsident des Facility Verbandes IFMA Austria, der beste Weg: "Auf diese Weise erreicht man mit relativ wenig Aufwand hohe Einsparungen." Eine laufende Abstimmung mit anderen Professionisten befürwortet hingegen der Architekt und Objektmanager Christian Maeder. Und gibt zu bedenken: "Bis zur Fertigstellung eines Neubauprojekts vergehen mitunter acht bis zehn Jahre. In so einer langen Zeit ändern sich die Ansprüche der Mieter ans Gebäude."
Auch die Abstimmung der technischen Lösungen wird immer wichtiger. "Heizungs- und Kühlungsfirmen können zwar geniale Dinge hervorbringen", bekrittelt Christian Pillwein, Leiter des Gebäudebereichs bei der Beckhoff Automation GmbH. "Aber die besten Ideen bringen nichts, wenn die Steuerungstechniken am Ende nicht aufeinander abgestimmt sind."
Zu kurz gedacht kommt teuer
Der Betrieb eines schlecht funktionierenden Gebäudes würde auf Dauer teurer zu stehen kommen. Mehr Problemeinsicht soll eine sogenannte Lebenszyklusbetrachtung bringen (siehe Interview). "Die Betrachtungsweise über den Lebenszyklus einer Immobilie bezieht nicht nur die Investitionskosten, sondern auch die laufenden Betriebskosten über einen bestimmten Zeitraum mit ein", sagt Karl Friedl vom Beratungsunternehmen M.O.O.CON.
Weitere Erkenntnisse des diesjährigen Facility-Kongresses gab es in der Nachhaltigkeitsfrage. Michael Wannbacher, Coach in Sachen Energie-Autarkie, kritisierte dabei die geringe Investitionsbereitschaft beim Energiesparen und forderte generell mehr Weitsicht: "Dem Bauherrn ist es meist ziemlich egal, wie hoch die Betriebskosten sind. Einem Investor geht es in erster Linie um den Verkaufserlös." Wenn der Ball über den Reinvestitionsansatz zurück an den Gebäudenutzer gespielt werde, so Wannbacher, sei das definitiv keine Lösung im ökologischen Sinne.
Wenn es ums Sparen geht, sind letztlich auch die Facility-Manager selbst eine bedrohte Spezies. Rund 2,5 Prozent der laufenden Betriebskosten sind nämlich dem Posten des Facility-Managements anzulasten - und die müssen sich erst einmal rentieren. (Peter Matzanetz, DER STANDARD, 30.6./1.7.2012)