Bukarest - Der rumänische Premier Victor Ponta von den regierenden Sozialdemokraten (PSD) hat am Freitag Forderungen nach seinem Rücktritt dezidiert abgelehnt. Die Entscheidung des Rates für die Anerkennung akademischer Titel (CNATDCU), der das Plagiat in Pontas Dissertation bestätigt und die Zurückziehung seines Doktortitels empfohlen hatte, sei ein "politisches und illegales Urteil", das "Vertraute des Staatschefs getroffen haben", erklärte Ponta. Am Donnerstag hatte Ponta in einem Interview für die spanische Tageszeitung hingegen "El Pais" versichert, dass er sich "sicherlich zurückziehen" werde, sollten sich die Plagiatsvorwürfe gegen ihn bewahrheiten.
Ponta war vor zehn Tagen von der internationalen Presse bezüglich seiner 2003 an der Universität Bukarest abgeschlossenen rechtswissenschaftlichen Dissertation des Plagiats beschuldigt worden. Nun befand die CNATDCU Pontas Erklärung, er habe die Quellen zwar nicht auf den einzelnen Seiten, wohl aber im allgemeinen Literaturverzeichnis im Anhang angegeben, als nicht ausreichend. Dabei hatte Pontas Unterrichtsminister und Parteikollege, Liviu Pop (PSD), am Vorabend der Sitzung die CNATDCU ohne Vorankündigung auflösen lassen, was von Kommentatoren fast einstimmig als eklatanter Versuch Pontas gewertet wurde, sich ein günstiges Urteil zu sichern. Weil die Entscheidung zum Zeitpunkt der Sitzung noch nicht im Amtsblatt erschienen war, tagte das Gremium wie angekündigt.
Ponta bezeichnet das Ergebnis der Untersuchung als "Repressalie" von Staatschef Traian Basescu dafür, dass er statt seiner am kürzlich abgeschlossenen EU-Gipfel in Brüssel teilgenommen habe. Übrigens erfolgte Pontas Teilnahme am Europäischen Rat infolge einer ganzen Reihe von Gesetzesverstößen - von der Blockierung der offiziellen Bestätigung des Präsidenten, die nicht nach Brüssel übermittelt wurde, über die Usurpierung eines bisher unbestrittenen Prärogativs des Präsidenten, bis hin zur Missachtung eines Urteils des Verfassungsgerichtshofs.
Universität Bukarest ermittelt
Auch die Universität Bukarest ermittelt indes in der Plagiatsaffäre. Die Mitglieder eines dritten Gremiums, der Nationalkommission für Ethik, die ebenfalls berechtigt sind, ein Urteil im Fall des Plagiats des Premiers abzugeben, wurde ebenfalls kürzlich durch PSD-treue Personen ausgetauscht. Auffällig ist auch in diesem Fall, dass dies nur wenige Stunden vor einem ausstehenden Votum im Falle des ehemaligen PSD-Unterrichtsministers Ioan Mang erfolgte. Mang musste im Mai, nur wenigeTage nach Amtsantritt, wegen sich häufender Plagiatsvorwürfe zurücktreten.
Auch andere namhafte Parteikollegen Pontas verteidigen ihn - Innenminister Ioan Rus (PSD) erklärte zum Beispiel in einem Interview für den TV-Sender "Antena 3", dass "kein Grund besteht, weshalb er zurücktreten sollte". "Seit etwa 2000 Jahren, von Aristoteles und Platon an, haben alle plagiiert", so Rus. (APA, 30.6.2012)