New York - Systematische Folter und Verbrechen gegen die Menschlichkeit hat Human Rights Watch (HRW) der syrischen Regierung vorgeworfen. Die Menschenrechtsorganisation hat nach eigenen Angaben 27 Gefängnisse des Geheimdienstes identifiziert, in denen regelmäßig gefoltert wird. Ein am Dienstag in New York veröffentlichter Bericht listet die Einrichtungen auf - mit Ort, zuständiger Behörde, Foltermethoden und oft auch dem verantwortlichen Offizier.

Interaktive Karte von HRW

"Das Muster dieser systematischen Misshandlungen, das Human Rights Watch hier dokumentiert, zeigt klar eine staatliche Politik der Folter und Misshandlung auf. Damit erfüllt es die Bedingungen für ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit", teilte die Organisation mit.

"Die Geheimdienste betreiben ein Netz von über das Land verstreuten Folterzentren", sagte HRW-Gutachter Ole Solvang. "Mit der Veröffentlichung der Orte und Foltermethoden und der Identifizierung der Vorgesetzten wollen wir zeigen, dass sich diese für die furchtbaren Verbrechen werden verantworten müssen."

Human Rights Watch hat den Bericht eigenen Angaben zufolge aus den unterschiedlichsten Quellen zusammengestellt. Den Kern stellten mehr als 200 Befragungen dar, die die Organisation seit Beginn der Niederschlagung der Proteste im März vergangenen Jahres aufgezeichnet habe.

Die Menschenrechtsorganisation forderte den UN-Sicherheitsrat auf, Sanktionen gegen das Regime in Damaskus zu verhängen, damit das Töten ein Ende finde. Wie viele Menschen inzwischen gestorben sind, ist unklar, weil die Regierung keine unabhängigen Gutachter ins Land lässt. Die Vereinten Nationen gehen von mindestens 12.000 Toten aus, die meisten von ihnen Zivilisten. (APA, 3.7.2012)