Bamako - Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) will am Samstag auf einem Gipfeltreffen in Ouagadougou in Burkina Faso zusammen mit Vertretern Malis über die Bildung einer "starken Regierung der nationalen Einheit" beraten. Das kündigte der Außenminister von Burkina Fasa, Djibrill Bassolé, am Dienstag an. Der Präsident Guineas, Alpha Condé, sagte, die Probleme im Norden Malis seien nicht zu lösen, ohne die Regierungskrise in Bamako anzugehen. Die ECOWAS ist grundsätzlich bereit, eine Friedenstruppe nach Mali zu entsenden, benötigt dafür aber grünes Licht aus Bamako und von der UNO. Der Staatengemeinschaft gehören Benin, Burkina Faso, Côte d'Ivoire, Guinea, Mali, Mauretanien, Niger, Senegal, Togo, Gambia, Ghana, Liberia, Nigeria, Sierre Leone, Guinea-Bissau und Kap Verde an.

Islamisten, darunter die für die Zerstörungen der Kulturschätze in Timbuktu verantwortliche Gruppe Ansar Dine, und Tuareg-Rebellen der MNLA ("Nationale Bewegung für die Befreiung von Azawad") hatten vor wenigen Monaten den Norden Malis unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem ein Putsch gegen den früheren Präsidenten Amadou Toumani Touré ein Machtvakuum erzeugt hatte. Tuareg-Rebellen waren nach dem Putsch zusammen mit islamistischen Gruppen immer weiter vorgerückt und hatten strategisch bedeutsame Städte erobert. Die Islamisten versuchen seither, in der Region das islamische Recht einzuführen.

"Bewaffnete Terroristen"

Malis Außenminister Lamine Sow kündigte bei einem Besuch in Algerien an, sein Land werde alles daran setzen, um den besetzten Norden zurückzuholen. "Alles was für uns getan werden kann hinsichtlich einer Rückeroberung dieser besetzten Gebiete werden wir bereitwillig annehmen", sagte Sow der Nachrichtenagentur AFP, ohne jedoch militärische Mittel zu erwähnen. Die Rebellen nannte er "bewaffnete Terroristen".

Die Erziehungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) hat die Zerstörung von Kulturschätzen durch malische Islamisten in der historischen Wüstenstadt Timbuktu verurteilt. Das Welterbekomitee forderte in einer in Dienstag in St. Petersburg veröffentlichten Erklärung ein sofortiges Ende dieser "verabscheuungswürdigen" Taten. UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova wurde aufgerufen, einen Sonderfonds einzurichten, der dem westafrikanischen Land bei der Bewahrung seines kulturellen Erbes helfen soll. Eine Delegation solle "so bald wie möglich" nach Mali reisen, um sich ein Bild vom Ausmaß der Schäden zu machen, erklärte das Komitee. In den Fonds sollten Mitgliedstaaten und islamische Kulturorganisationen einzahlen.

Am vergangenen Donnerstag hatte die UNESCO Timbuktu wegen des bewaffneten Konflikts im Norden Malis auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt. Zwei Tage später begannen Extremisten dort mit der Zerstörung historisch bedeutender Mausoleen und Moscheen. Im Norden Malis werden neben Timbuktu die Städte Gao und Kidal von islamistischen militanten Gruppen kontrolliert.

Auch am Montag hatten die Extremisten in Timbuktu ihr Zerstörungswerk fortgesetzt. Augenzeugen zufolge schlugen sie vor den Augen fassungsloser Bewohner den Eingang der zum Weltkulturerbe gehörenden Sidi-Yahya-Moschee ein. Die Moschee aus dem 15. Jahrhundert gehört zu den drei großen Moscheen der Stadt und zusammen mit 16 islamischen Heiligengräbern zum Weltkulturerbe. (APA, 3.7.2012)