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The sky is the limit für Tamira Paszek.

Foto: AP/Niedringhaus

London - Tamira Paszek hat es allen, die an ihr gezweifelt haben, aber auch sich selbst bewiesen: Mit der erst 21-jährigen Vorarlbergerin wird man in den nächsten Jahren, wenn sie verletzungsfrei bleibt, im WTA-Zirkus rechnen müssen. Die Art und Weise wie Paszek nach einer miserablen Saison in Eastbourne den "Turnaround" geschafft hat und nach insgesamt neun Siegen en suite erst im Wimbledon-Viertelfinale nach ausgezeichneter Leistung an der Nummer zwei der Welt gescheitert ist, lässt sie sehr positiv in die Zukunft blicken.

Viel hätte am späten Dienstagabend nicht gefehlt, und Paszek hätte Wiktoria Asarenka in ihrem zweiten Major-Viertelfinale zumindest einmal den ersten Satz im Turnier abgenommen. Nach der 3:6 6:7-Niederlage gab es daher nicht viel Grund für die Dornbirnerin, mit sich zu hadern. "Ich habe definitiv gute Chancen gehabt in dem Turnier. Ich habe super Tennis gezeigt und jetzt heißt es, nach vorne schauen und die nächsten Schritte erreichen." Sie hat es jedenfalls in sich, als erste Österreicherin überhaupt das Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier zu erreichen. "Das Semifinale ist das Ziel einmal."

Mit ihrem neuen Coach Andrei Pavel scheint sie nun endlich den Trainer und Vertrauensmann gefunden zu haben, der sie den nächsten Schritt auf der Erfolgsleiter nach oben begleiten kann. Zwar kann er nicht immer mit ihr reisen, weil er sich auch um seine Tennis-Academy kümmern muss, aber er ist ein wichtiger Baustein in der sportlichen Renaissance Paszeks. "Er hat mir geholfen, zu meinem Tennis zu finden. Es können viele sagen, dass sie an mich glauben: Wichtig ist, dass ich es selbst mache, und das hat er mir durch seine Ruhe beim Training vermittelt", lobte Paszek den früheren Weltklassemann.

Anspannung, Entspannung

Auch der Trainings-Mix aus harter Arbeit und zwischendurch auch einmal abschalten tut ihr gut. "Das hatte ich früher bei vielen Trainern nicht. Da war einfach 'bumm-bumm-bumm' die ganze Zeit durch."

Paszek hat in den vergangenen Wochen aber nicht nur durch ihre kraftvollen Grundschläge, ihre unheimliche mentale Stärke sowie ihren Kampfgeist überzeugt. Auch körperlich ist sie fitter denn je. Oft wurde sie dafür in der Vergangenheit kritisiert. "An meiner Fitness habe ich momentan gar nichts auszusetzen. Ich habe bewiesen, dass ich 3:15 Stunden auf dem Platz stehen kann, ohne dass ich am nächsten Tag etwas davon spüre. Es war ein großes Ziel, daran habe ich nach den ganzen Verletzungen hart gearbeitet - und die Arbeit geht weiter."

Wenn es derzeit für sie einen Grund zum Trübsal blasen gibt, dann ist es die Weigerung des Internationalen Tennisverbands (ITF), sie bei den Olympischen Spielen antreten zu lassen. Mit ihren Leistungen gerade in Wimbledon wäre Paszek aus ÖOC-Sicht einer der wenigen Medaillenkandidaten.

Wie groß ihre Hoffnung ist, dass Manager und ÖTV-Präsident Ronald Leitgeb noch etwas bei der ITF erreicht? "Sehr groß. Es war mein absoluter Traum, dieses Jahr bei Olympia dabei zu sein und für mein Land zu spielen. Ich hoffe wirklich, dass die ITF mich spielen lässt. Es wäre sehr sehr schade, wenn es nicht so ist. Ich habe super Tennis gezeigt in den letzten Wochen, habe alles gegeben, und mit viel Herz und Kampfgeist gespielt."

Ausblick Olympia und US-Tour

Wegen der umstrittenen Regeln, wonach sie innerhalb von vier Jahren zweimal im Fed Cup hätte zur Verfügung stehen müssen, versichert sie: "Ich war 2010 nach meiner Rückenverletzung bereit zu spielen und keiner hat mich gefragt, ob ich spielen will." Fed-Cup-Kapitän Jürgen Waber bestätigte am Mittwoch auf APA-Anfrage die Aussagen Paszeks. "Es war ja so, dass sie Mitte 2009 verletzt war und die Vorbereitung dann bei mir gemacht hat. Ich habe dann im Jänner für 2010 nominieren müssen und ich habe sie nicht nominiert." Paszek sei zum Zeitpunkt der Nominierung etwa Nummer 170 der Welt gewesen. Sie lag Ende 2009 überhaupt nur an 186. Stelle.

Während ihr Kampf auf dem grünen Rasen also vorbei ist, geht er möglicherweise auf dem grünen Tisch weiter. Ob Paszek eventuell auch den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) anrufen würde, wollte sie nicht kommentieren.

Sie konzentriert sich vorerst auf das Sportliche. Dank ihres nun geretteten Top-40-Platzes kann Paszek die Turnierplanung entspannter sehen, da sie keine Probleme haben wird, in den Hauptbewerben zu spielen. "Es wäre schön, wenn ich bei den US Open gesetzt bin. Ich freue mich riesig auf San Diego, Cincinnati, Montreal - die Türen stehen mir offen."

Ob die Türen auch offen stehen für die große Tenniswelt? "Auf alle Fälle. Ich habe die Nummern neun, acht und sieben der Welt geschlagen. Ich glaube, dass da nicht viel Unterschied ist. Ich weiß, dass ich Tennis spielen kann, meine Fitness passt und ich nach oben kann." Und da sieht sie großes Potenzial. "Die Top 20, Top 10 sind das nähere Zukunftsziel. Klarerweise, das ultimative Ziel jedes Spielers ist es, Nummer eins zu werden. Darum spiele ich Tennis, das ist mein Job." (APA, 4.7.2012)