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Didier Lombard muss sich wegen Mobbings verantworten.

Foto: Reuters/Benoit Tessier

Paris - Nach zahlreichen Selbstmorden vor mehr als drei Jahren bei France Telecom hat die französische Justiz Ermittlungen gegen den ehemaligen Chef des Telekommunikationskonzerns eingeleitet. Didier Lombard, der von 2005 bis 2010 an der Spitze des Konzerns stand, muss sich wegen Mobbings verantworten, wie sein Anwalt Jean Veil am Mittwochabend mitteilte. Lombard sei gegen eine Kaution von 100.000 Euro auf freiem Fuß gelassen worden.

In den Jahren 2008 und 2009 hatten sich nach Angaben der Konzernleitung 35 Angestellte des Telekommunikationsunternehmens das Leben genommen. Die Gewerkschaften machen dafür großen Stress und wachsenden Leistungsdruck auf die Belegschaft verantwortlich. Unter Didier hatte der Konzern ein großangelegtes Umstrukturierungsprogramm beschlossen. Zwischen 2006 und 2008 wurden 22.000 Jobs gestrichen, rund 10.000 Bedienstete mussten ihren Arbeitsplatz wechseln.

Die zuständige französische Aufsichtsbehörde kritisierte 2010 in einem Bericht Managementmethoden, die "die körperliche und psychische Gesundheit" angegriffen hätten. Besonders Beamte seien im Visier gewesen. In einem Beitrag für die Zeitung "Le Monde" hatte Lombard die Anschuldigungen kürzlich zurückgewiesen. Die Umwälzungen in dem Unternehmen hätten die Beschäftigten möglicherweise verunsichert, schrieb er. Er weise aber "entschieden" zurück, dass diese Veränderungen die Ursache für die "menschlichen Dramen" bei France Telecom gewesen seien.

France Telecom ist eines der größten französischen Unternehmen. Der Konzern beschäftigt weltweit 171.000 Angestellte, davon 105.000 in Frankreich. (APA, 5.7.2012)