Verhaltensoriginelle Milliardäre, die keinen Widerspruch vertragen und ihre Idiosynkrasien in der Politik durchsetzen wollen, sind kein neues Phänomen. Die Tea-Party-Bewegung in den USA wird im Wesentlichen von den ultrakonservativen Brüdern Koch finanziert. Aber auch die Republikaner sind großteils von ultrareichen Reaktionären übernommen worden.

Frank Stronach ist da insofern etwas anders, als er sich in die Medien wagt, was die Schatten-Milliardäre in den USA meist vermeiden. Aber sonst sind die Parallelen unübersehbar: autoritäres Gehabe, der Anspruch, "die Wahrheit" zu verkünden, und Verachtung der traditionellen Eliten.

Wenn Stronach antritt, dann haben wir drei rechtspopulistische Parteien (FPÖ, BZÖ, Stronach) und drei zumindest großteils linkspopulistische (SPÖ, Grüne, Piraten). Wobei die grüne Führung in Richtung Verantwortung schwenkt, aber mit ihrer "Basis" zu kämpfen hat (wobei es interessant wäre zu sehen, wie groß diese Basis wirklich ist).

Bleibt die ÖVP, die hauptsächlich geschützte Bereiche (Beamte, Landwirtschaft) vertritt. Bliebe ziemlich viel Platz für eine Partei der sozialen Marktwirtschaft für all jene, die sich von den Klientelparteien SPÖ und ÖVP nicht vertreten fühlen, ihre Stimme aber auch nicht an konfuse oder rabiate Protestparteien vergeuden wollen. In der Hinsicht rührt sich jedoch leider gar nichts. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 6.7.2012)