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Die deutsche Literaturkritikerin Iris Radisch ist die erste Jury-Vorsitzende in der Geschichte des Wettbewerbs

ORF/Milenko Badzic Credit: APA
Klagenfurt - 18 AutorInnen nehmen heuer an dem traditionellen Wettlesen im Rahmen der "Tage der deutschsprachigen Literatur" teil, die zum 27. Mal im ORF-Theater Klagenfurt über die Bühne gehen. 18 AutorInnen rittern ab Donnerstag um den "Ingeborg-Bachmann-Preis". 14 der TeilnehmerInnen kommen aus Deutschland, zwei aus der Schweiz. Österreich ist mit Oswald Egger und Olga Flor vertreten. Der österreichische Schriftsteller Gert Jonke wird am Mittwoch mit der "Klagenfurter Rede zur Literatur" in der Kärntner Hauptstadt den Wettbewerb eröffnen.

Jury

Den Vorsitz der Jury hat nach dem Rückzug von Robert Schindel die deutsche Literaturkritikerin Iris Radisch übernommen. Radisch war bereits von 1995 bis 2000 Jurymitglied. Ihre neue Funktion bezeichnete sie als "sehr spannend". Für Radisch stellt die Veranstaltung das wichtigste Forum für deutschsprachige Literatur dar. Sie erwartet sich dieses Jahr mehr literarische Qualität als in den Vorjahren. In einem dpa- Gespräch verwies sie am Dienstag auf die neue Zusammensetzung der Jury. Es sei ein Fehler gewesen, dass in den vergangenen Jahren in dem Gremium mehr SchriftstellerInnen vertreten gewesen seien als KritikerInnen: "Es ist nicht allzu spannend, wenn in der Hauptsache Autoren mit Autoren über andere Autoren sprechen. Ich glaube, dass der Blick von außen, den die Kritik einbringt, sehr wichtig ist". In der neuen Jury sehe sie die Ausgewogenheit gewährleistet. Die Literaturkritikerin fügte hinzu: "So weiblich war die Jury noch nie." Sie selbst ist die erste Jury-Vorsitzende in der Geschichte des Wettbewerbs.

Nicht langweilig

Stimmen aus den vergangenen Jahren, die das Wettlesen als "akademisch" und "langweilig" werteten, trat Radisch entschieden entgegen. Der Bachmann-Preis sei im literarischen Leben im deutschsprachigen Raum unersetzlich: "Es gibt keine Alternative zu diesem Wettbewerb. Literatur und Kritik treffen unmittelbar aufeinander. Es ist ein Ort, an dem man die Kritik in ihrem Entstehen erlebt. Es gibt sonst keine Institution, wo so lebendig und spannend über Literatur diskutiert wird."

Mittelmaß nicht unterschreiten

Wenn das "Wettlesen" in den vergangenen Jahren vom Publikum und von den Beteiligten selbst phasenweise als langweilig empfunden worden sei, so habe das an der Auswahl der Texte gelegen, meinte Radisch. "Man kann nicht ausschließen, dass einmal ein mittelmäßiger Text vorgeschlagen wird. Aber darunter leiden dann alle, die Juroren genauso wie das Publikum. Eine halbe Stunde lang einem schlechten Text zuzuhören, und dann darüber diskutieren zu müssen, das kann schon quälend werden". Dies liege aber in der Verantwortung der JurorInnen, die die Auswahl der Texte treffen: "Ein bestimmtes Mittelmaß darf einfach nicht unterschritten werden".

Von der neuen Zusammensetzung der Jury verspricht sich Radisch auch eine Steigerung der Qualität der Texte. "Ich bin zuversichtlich, dass die Jury in dieser Form professionell genug ist, um genügend hohe Maßstäbe anzusetzen." Dennoch betont Radisch die Unabhängigkeit der einzelnen JurorInnen: "Man kann sich nicht auf gemeinsame Kriterien im Vorfeld einigen. Das wäre kontraproduktiv. Das Spannende an dieser Form ist ja, dass die Diskussionen nicht vorbestimmbar sind".

In der 9-köpfigen Jury befinden sich unter anderen die ÖsterreicherInnen Josef Haslinger und Daniela Strigl. Sie werden mit darüber entscheiden, wer den mit 22.500 Euro dotierten Bachmann-Preis erhält. Neben dem Hauptpreis werden am Sonntag (29. Juni) auch vier weitere Preise in der Gesamtsumme von 27 500 Euro vergeben.

Im vergangenen Jahr erhielt der gebürtige Grazer Autor Peter Glaser für seine "Geschichte von Nichts" den "Ingeborg Bachmann- Preis", der seit dem Jahr 1977 in Erinnerung an die 1926 in Klagenfurt geborene Schriftstellerin verliehen wird. (APA)