"Eine Koalition heißt Zusammenarbeit. Der Beschluss ist eine schwierige Situation für die Koalition", zürnte ÖVP-Vizeparteichefin Elisabeth Gehrer der FPÖ. Und pochte darauf, dass "die Grundlage des Koalitionspakts erneuert werden muss". Innenminister Ernst Strasser, für Koordination in der Koalition zuständig, ermahnte den Partner: "Die FPÖ muss sich entscheiden, ob sie Regierung oder Opposition sein will." Wirtschaftsminister Martin Bartenstein assistierte: "Das muss auf Ebene der Parteispitzen ausgesprochen werden." Das sieht auch Klubchef Wilhelm Molterer so, ob in Form eines Koalitionsausschusses, ließ er offen. Und: "Ob die FPÖ stabil ist, muss sich die FPÖ fragen. Immerhin gab es Anfang Juni einen einstimmigen Parteibeschluss für die Pensionsreform. Ich bin irritiert über das Stimmverhalten in der heiklen Causa."
Haupt überrascht
Das war wohl auch Parteichef Herbert Haupt: Er war Montagnachmittag, nach Werben um Zustimmung und einem Gespräch mit den Bundesräten und Jörg Haider, so beruhigt, dass er sich zur Untersuchung ins Spital begab. Deswegen fehlte er im Ministerrat – und versuchte, von außen zu beschwichtigen: Die Koalition sei nicht gefährdet, die Bundesräte seien "mündige Abgeordnete". Ähnlich tönten die Blauen, die nicht auf Tauchstation waren – auch Klubchef Herbert Scheibner fehlte im Ministerrat.
Nur einer stimmte in das Beschwichtigungskonzert nicht ein: Jörg Haider. Er ist mit dem Beschluss zufrieden, zudem liegt er auf Parteilinie: "Gibt es keine Einigung über die Harmonisierung, kommt die Pensionsreform nicht zustande." Haupt sieht er nicht desavouiert. Ob das blaue Jein Schüssel die Rute ins Fenster gestellt habe? – "Genau so ist es."