Salzburg - Das städtische Kontrollamt hat arge Mängel bei
der Katalogisierung der Kunstwerke der Stadt Salzburg aufgedeckt,
geht aus Salzburger Medienberichten hervor. Der Leiter des städtischen Kulturamtes, Alois Haslinger, bestätigte am Dienstag
das Verschwinden von rund 300 Kunstwerken und räumt Versäumnisse ein.
"Ich hätte mehr kontrollieren müssen. Ich wasche meine Hände jetzt
nicht in Unschuld, obwohl die Probleme zum Teil Jahrzehnte alt sind."
Haslinger hält den Schaden allerdings für relativ gering, auch wenn
viele der rund 300 vermissten Kunstwerke "wahrscheinlich nicht mehr
auftauchen werden".
10% Schwund
Nach dem spektakulären Diebstahl der Saliera aus dem
Kunsthistorischen Museum am 11. Mai hat sich das Kontrollamt daran
gemacht, die Sicherheit der stadteigenen Kunstwerke zu überprüfen.
Das Fazit der Prüfer fiel alarmierend aus: Zehn Prozent der insgesamt
3.084 von der Stadt seit 1953 gekauften Kunstwerke sind einfach
verschwunden, die Katalogisierung ist extrem lückenhaft und
widersprüchlich, kein Mensch weiß, wann welche Bilder von wem
ausgeliehen worden sind, und wo sich diese jetzt befinden.
Wertlos?
Kulturamtsleiter Haslinger sagte, in den 70er Jahren sei begonnen
worden, die Kunstwerke zu inventarisieren. "Seit zwei Jahren arbeiten
wir an einer digitalen Archivierung, aber wir haben erst ungefähr
zehn Prozent der Bestände digitalisiert. Wir bräuchten zwei
Arbeitskräfte zusätzlich, dann könnten wir in einem Jahr alles
erledigt haben", erläutert der Kulturamtsleiter. Anzeigen gegen
Unbekannt hält Haslinger für wenig sinnvoll: "Man sollte nicht mit
Kanonen auf Spatzen schießen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen - wie
etwa dem Ölbild von Wilhelm Kaufmann - haben die verschwundenen
Bilder vermutlich keinen sehr großen Wert."
Haslinger will jetzt - nach dem wie er sagt "heilsamen Schock" des
Prüfberichtes - alle Ämter durchforsten, die verliehenen Bilder
zurückholen und die interessantesten zu einer eigenen Sammlung der
Stadt zusammenfassen und präsentieren. Laut Kronenzeitung sind die
Bilder unter anderem über die Mensa, die Polizei, den ORF, diverse
Heime oder die Universität verstreut. Für "nicht optimal" hält
Haslinger zudem das Lager im Kulturamt am Mozartplatz. Es könne aber
keine Rede davon sein, dass die Bilder in unserem Lager kaputt
gingen, so der Kulturamtsleiter.
(APA)