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Für Voest-Chef Struzl ist durch den Beschluss im Ministerrat Magna aus dem Rennen

Foto: APA/Schneider
STANDARD: Sind Sie nach der Klarstellung des Finanzministers, dass die Voest nicht zerschlagen wird, erleichtert?

Struzl: Ich bin relativ erleichtert, denn den Worten müssen auch Taten folgen in Form von klaren Weisungen an die ÖIAG.

STANDARD: Diese Weisung ging gestern durch den Ministerrat. Was bedeutet das jetzt?

Struzl: Das heißt Privatisierung über die Börse oder Verkauf an mehrheitlich österreichische Finanzinvestoren. Das sind auch jene beiden Varianten, die wir immer forciert haben.

STANDARD: Damit wäre Magna aber ausgeschlossen. Der Konzern ist ja sicher kein Finanzinvestor.

Struzl: So ist es. Aber bitte, niemand von uns hat etwas gegen Magna als Firma. Wir brauchen nur keinen strategischen Partner.

STANDARD: Hat die ÖIAG einen Fehler begangen?

Struzl: Die ÖIAG hat keinen Fehler begangen, weil sie hat ja bis jetzt noch nicht einmal einen definitiven Privatisierungsauftrag und keinen Aufsichtsratsbeschluss zum Verkauf der Voestalpine.

STANDARD: Ist es dann nicht umso schlimmer, schon vor alldem eine geheime Arbeitsgruppe mit Magna einzurichten?

Struzl: Wenn das so ist - wir haben ja keine Beweise dafür - dann ist es sehr schlimm. Ich gehe aber nicht davon aus, dass die beiden Herren des ÖIAG-Vorstandes Aufsichtsratsunterlagen an Investmentbanken verteilt haben.

STANDARD: Wäre für die Voest ein starker Partner wie Magna nicht sogar hilfreich?

Struzl: Wir brauchen keinen strategischen Partner. Es hilft uns keiner. Der könnte unsere Wertsteigerungsstrategie nicht unterstützen, sondern eher nur bremsen. Uns würde Thyssen im Stahlbereich nicht helfen und auch Magna nicht. Die Konzernausrichtung ist eine völlig andere.

STANDARD: Haben Sie von der ÖIAG-Arbeitsgruppe mit Magna aus den Medien erfahren?

Struzl: Es hat in den letzten Tagen schon einige Hinweise gegeben. Die ganze Tragweite, was sich da offensichtlich ereignet hat, war uns aber völlig unbekannt.

STANDARD: Ist für Sie das Magna-Thema damit vom Tisch?

Struzl: Jetzt ist eine gewisse Nachdenkpause eingekehrt. Die Unruhe kann nur beendet werden, wenn es einen klaren Auftrag an die ÖIAG gibt. Mir persönlich tut es sehr Leid, dass man die letzten zwei Monate, wo das Börsenklima ein zunehmend gutes geworden ist, auf gut Deutsch verschustert hat mit diesen unseligen Diskussionen. Diese Zeit hätte man nutzen können, um schon ein größeres Paket zu verkaufen.

STANDARD: Die Sache mit dem Finanzinvestor passt zum Interesse der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich.

Struzl: Ja, das wäre der Finanzinvestor. Das ist sicher eine Möglichkeit, dass man sich, angeführt von der Raiffeisen Landesbank, um die neun Prozent bewirbt, die die ÖIAG über der Sperrminorität hält. Ich würde aber schon verlangen, dass auch ein Konzept für die restlichen 25 Prozent vorzulegen ist. Mein subjektiver Wunsch ist, dass wenn eine solche Gruppe käme, Schritt eins gleich zu machen und den Rest im nächsten Jahr.

STANDARD: Könnte das auch zwischen Banken und Börse gesplittet werden?

Struzl: Das ist sicherlich auch möglich. Wir waren jetzt zwei Wochen auf Roadshow, in Europa und den USA und haben ein sehr positives Feedback bekommen. Überall tauchte die Frage nach Magna auf. Es hat hier sehr viele Informationen von Kanada nach den USA gegeben.

STANDARD: Wurde das so verkauft, also ob Magna die Voest schon in der Tasche hätte?

Struzl: So nicht, aber das es Überlegungen gibt. Wir waren bei etlichen potenziellen Investoren an der Westküste, die uns allesamt erzählt haben, dass sie von kanadischen Investmentbankern wissen, dass es ein Interesse der Magna gebe. Aber immer nur an unserer Autozuliefersparte.

STANDARD: Also genau die drohende Zerschlagung.

Struzl: Ja.

(DER STANDARD Printausgabe, 25.6.2003)