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Foto: dpa/Dueren

TV ist grausam, entlarvend, führt Leute vor! So hofft man immer ein wenig hinter das Geheimnis mancher Menschen zu kommen, wenn sie gleichsam ihre "Hüllen" fallen lassen. Insbesondere bei jenen, denen die Öffentlichkeit alles zu vergeben scheint. Franz Beckenbauer etwa. Haben Effenberg, Matthäus und Kahn durch private Eigenwilligkeiten Spott-TV-Prügel bezogen, ist der Kaiser nach wie vor der Inbegriff des Seriös-Integren.

Zwar hat der rüstige Bayernpräsident und Premiere-Fußball-Kommentator mit Heidi ein Kind gezeugt, während Sybille noch seine Ehefrau war. Von Imageschaden jedoch keine Rede - des Kaisers Liebe für den Nachwuchs charmierte das Land. Charmiert auch Beckmann in seiner Talkshow, weshalb das kaiserliche Geheimnis natürlich leider eines blieb. Er umgarnte den Mann, der die Fußball-WM 2006 nach Deutschland brachte, legte jenen brennenden Schmerz des Erlöse-uns-endlich-von-der-Ungewissheit in seinen Frage-Tonfall, um etwa zu erfahren: "Wie sagt man einer Frau, dass man sie nicht mehr liebt?"

Wie immer Beckenbauer es gesagt hat, "Sybille hat keine Freude, wenn sie mich sieht, eine tolle Frau!" Was man vom Kaiser lernt: Immer verständnisvoll bleiben - vor allem auch zu sich selbst. Denn, wenn man schlimm war, waren doch immer irgendwie höhere Mächte im Spiel: "Das Leben nimmt halt seinen Lauf, darauf hat man keinen Einfluss." Und überhaupt: "Die Sterne sind nicht immer in der richtigen Reihenfolge." Bitte, demnächst Sybille einladen, Beckmann! (tos/DER STANDARD, Printausgabe vom 25.6.2003)