Washington/Wien - Die "wegweisend" genannte Entscheidung des Obersten US-Gerichts zur Bevorzugung von Schwarzen an Universitäten (siehe Artikel oben) geschah rund 41 Jahre nachdem der erste Schwarze in den USA zum Hochschulstudium zugelassen worden war - unter blutigen Begleitumständen.

Auch damals, im Herbst 1962, musste das Oberste Gericht per Urteil die Leitung der Universität von Mississippi in Oxford zwingen, den 29-jährigen James H. Meredith als Student aufzunehmen. Für Merediths ersten Gang zur Hochschule am 1. Oktober stellte Präsident John F. Kennedy Bundestruppen zu dessen Schutz ab. Auf dem Campus kam es zu schweren Unruhen, zwei Tote und 400 Verletzte waren die Folge.

Meredith, eine Symbolfigur der Protestbewegung um Martin Luther King, graduierte nach zwei Jahren und setzte sich weiter für die Rechte der Schwarzen ein.

Dass dies bis heute notwendig ist, zeigt die späte Rehabilitation der (weißen) Oxford-Studentin Sidna Brower. Sie schrieb damals in der Studentenzeitung, die Gewalttätigkeiten seien eine Schande für die Universität. Der Senat belegte sie mit "förmlichem Tadel", sie habe versäumt, "in einer Zeit der schweren Krise die Rechte ihrer Mitstudenten zu vertreten".

Erst im September 2002, kurz vor den offiziellen Feiern zum 40. Jahrestag der Oxford-Unruhen, sah sich die Universitätsleitung veranlasst, diese formale Rüge zurückzunehmen. Brower, inzwischen mehr als 60 Jahre alt, zeigte sich "tief berührt". (kps/DER STANDARD, Printausgabe, 25.6.2003)