Bild nicht mehr verfügbar.

Weibliche Moskitos stechen und übertragen dabei Parasiten (Plasmodien) auf den Menschen.

Foto: REUTERS/James Gathany

Sie lassen sich durch die Luft transportieren und sind äußerst wandlungsfähig: Malaria-Erreger, tückische Einzeller, gehören seit jeher zu den größten Geißeln der Menschheit. Ihre sogenannten Vektoren sind weibliche Stechmücken der Gattung Anopheles. Die Insekten nehmen die winzigen Parasiten beim Blutsaugen auf und beherbergen sie zunächst in ihrem Darm. Bei einem späteren Stich gelangen die Keime dann in den Körper eines anderen Menschen. Der Beginn eines mitunter fatalen Krankheitsverlaufs.

Der Homo sapiens kann von vier verschiedenen Malaria-Spezies befallen werden. Plasmodium vivax und P. ovale lösen die Tertiana-Variante der Krankheit aus, P. malariae die seltenere Quartana, und Plasmodium falciparum verursacht die gefürchtete Malaria tropica. Letztere verläuft unbehandelt in bis zu 60 Prozent der Fälle tödlich.

Für Fernreisende kann Malaria eine ernsthafte Bedrohung darstellen. Die Krankheit ist in Österreich meldepflichtig, in den letzten Jahren wurde dabei erfreulicherweise ein deutlicher Rückgang verzeichnet. Waren es früher 60 bis 90 Patienten jährlich, die man in österreichischen Spitälern und Ordinationen behandelte, so sind es heuer nur noch 40 bis 50 pro Jahr. 60 bis 70 Prozent von ihnen haben allerdings Malaria tropica als ungewolltes Souvenir mitgebracht.

Die Patienten haben sich zudem stark gewandelt, berichtet der Tropenmediziner Herwig Kollaritsch vom Zentrum für Reisemedizin in Wien gegenüber dem Standard. Früher traf es hauptsächlich den typischen Pauschaltouristen, der zum Beispiel an der kenianischen Küste Urlaub machte. Heutzutage seien vor allem Menschen mit Migrationshintergrund betroffen. Sie reisen zu Freunden und Verwandten in ihre alte Heimat und stecken sich dort an, erklärt Kollaritsch. "Diese Leute haben kein Risikoverständnis, weil sie eben aus diesen Regionen stammen." In ihrer Erinnerung gibt es keine Gefahren, doch sie haben nach Jahren in Europa ihre vorherige Semiimmunität verloren und sind nun den Erregern schutzlos ausgeliefert, sagt der Experte.

Prophylaxe-Maßnahmen

Vorsorgemaßnahmen gegen Malaria müssen auf zwei Ebenen stattfinden. Zunächst ist die Infektionsprophylaxe von größter Bedeutung - man schützt sich mittels Moskitonetzen und abwehrender Mittel zum Einreiben der Haut konsequent vor Mückenstichen. Dieser Ansatz ist "enorm wirksam" , betont Herwig Kollaritsch. Das Malaria-Risiko lasse sich so um mindestens die Hälfte verringern.

Für die medikamentöse Prophylaxe steht derweil eine große Auswahl an verschiedenen Mitteln zur Verfügung. Nicht alle sind jedoch überall effektiv, mancherorts haben Plasmodium-Stämme dagegen Resistenzen entwickelt. Deshalb sollte man sich vor einer Fernreise fachkundig beraten lassen. Dank der Vielfalt der Präparate gibt es jetzt die Möglichkeit, eine optimale, individuell auf die Person und ihre Reisepläne zugeschnittene Prophylaxe zu empfehlen, meint Kolloratisch. In vielen Fällen verschreibt der Mediziner nach wie vor "das gute alte Lariam". Bei manchen Menschen löst dieses unangenehme psychische Nebenwirkungen aus. Für sie könnte deshalb unter anderem die Einnahme von Doxycyclinen sinnvoll sein.

Alternative Prophylaxe

Bei Reisen in Gebiete mit geringerem Malaria-Risiko, wie zum Beispiel Südasien oder den südamerikanischen Raum, empfiehlt Kollaritsch eine Alternative zur klassischen Prophylaxe: die Mitnahme eines Notfallmedikaments, welches nur bei Anzeichen einer akuten Infektion eingenommen werden soll - sobald hohes Fieber auftritt. Geeignete, hochwirksame Mittel sind hier Artimisinin-Präparate. Nach einer solchen Notfall-Selbsttherapie sollte man trotzdem schnellstens einen fachkundigen Arzt aufsuchen.  Leider sind in Südostasien vor vier Jahren die ersten P. -falciparum-Parasiten mit einer Immunität gegen Artemisinin aufgetaucht. Experten vermuten falschen Medikamentengebrauch und gefälschte, mangelhaft wirksame Präparate als Ursache für deren zunehmende Verbreitung.

Resistente Plasmodien wurden aber auch schon im Westen des Touristenparadieses Thailand gefunden. Das Problem könnte potenziell auch auf andere Kontinente übergreifen. Ein internationales Forscherteam hat derweil entdeckt, dass Mutationen auf einem einzigen Chromosom des Erregers die Unempfindlichkeit bewirken dürften (vgl.: Science, Bd. 336, S. 79). Falls Artemisinin seine Wirksamkeit verliert, müsste dringend Ersatz gefunden werden. Das Wettrüsten geht weiter. (Kurt de Swaaf, DER STANDARD, 9.7.2012)