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Ein Nashorn, das in Südafrika von Wilderern erschossen wurde. Täglich werden zwei Tiere wegen ihrer Hörner getötet.

Foto: /AP/dapd

Trotz intensiver Bemühungen ist es Südafrika bislang nicht gelungen, die zunehmende Wilderei auf Nashörner zu stoppen. Viele private Tierparkbesitzer und Wissenschaftler sehen die Lösung des Problems in der Freigabe des Hornhandels. Wird die Nachfrage legal bedient, wird dem illegalen Handel der Boden entzogen, so die Theorie. Neuerdings denkt auch die Umweltministerin Südafrikas öffentlich über die Freigabe des Handels von Rhinozeroshorn nach.

Seit 2008 ist die Wilderei in Südafrika sprunghaft angestiegen. Von etwa zwölf toten Tieren pro Jahr auf 448 tote Nashörner 2011. Mittlerweile werden fast täglich zwei Nashörner abgeschlachtet, 2012 starben bereits 251 Tiere. Die Hörner werden nach China und Vietnam geschmuggelt, wo Nashornpulver als Heilmittel gilt. Auf dem Schwarzmarkt bringt ein durchschnittlich großes, sieben Kilogramm schweres Horn etwa 350.000 Euro ein. Das macht Horn wertvoller als Gold oder Kokain.

"Wird die Wildereirate nicht gedrosselt, werden bereits 2016 mehr Nashörner getötet als geboren werden. Hält das Tempo an, sind die Tiere 2050 ausgerottet", sagt Markus Hofmeyr, leitender Tierarzt bei der südafrikanischen Nationalparkbehörde (SANParks). Ein Blick nach Asien zeigt, dass die Warnung nicht übertrieben ist: Zwei der drei asiatischen Nashornarten sind durch Wilderei annähernd ausgerottet, die dritte Art hochgradig gefährdet.

83 Prozent der insgesamt 25.000 afrikanischen Nashörner leben in Südafrika. Rund 5000 Breitmaulnashörner sind im Besitz privater Tierparkbesitzer. Ihr Schutz ist schwierig und kostenintensiv: Die Gebiete in denen die Tiere leben, sind weitläufig, die Zäune müssen täglich kontrolliert werden, Muttertieren wird oft ein Leibwächter zur Seite gestellt. Deshalb enthornen die meisten Farmer ihre Tiere mittlerweile selbst. Manche Tiere werden trotz Hornstumpen Opfer der brutalen Schlächterei.

Viele Nashornfarmer haben sich der Private Rhino Owners Association (PROA) angeschlossen und fordern nun die Freigabe des Hornhandels. Schätzungsweise 20 Tonnen Horn lagern in Südafrika, ein großer Teil im Besitz privater Nashornfarmer. "Wir können den Bedarf an Horn 15 bis 30 Jahre bedienen", sagt John Hume, der größte Nashornfarmer der Welt, der seine 764 Nashörner alle hat enthornen lassen. "Das gelagerte Horn ist Millionen wert. Der beste Weg, die Zukunft der Nashörner zu sichern, ist, lebendige Tiere wirtschaftlich wertvoll zu machen." Rhinohorn wächst wie menschliche Fingernägel nach und könnte somit fortlaufend " geerntet" werden.

Preisverfall bei Hörnern

Tierschutzorganisationen wie OSCAP und der WWF machen darauf aufmerksam, dass die Rechnung der Legalisierungsanhänger einige Unbekannte enthält: So wird davon ausgegangen, dass der legale Verkauf des Horns zu einem Preissturz führen wird, der die Wilderei unrentabel macht. Die Freigabe des Hornhandels könnte die Nachfrage aber weiter anheizen, wie unlängst beim Elfenbein geschehen. Und kann die Nachfrage legal nicht bedient werden, wird weiter gewildert.

Der Handel mit Horn bleibt vorerst ohnehin illegal. Für ein neues Handelsabkommen müssten sich zwei Drittel der Abstimmungsberechtigten für eine Änderung des Artenschutzabkommens aussprechen. Und das kann laut Experten noch Jahre dauern. (Juliette Irmer aus Pretoria, DER STANDARD, 10.7.2012)