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David Miscavige: Chef der Scientology-Organisation.

Foto: REUTERS/Luke MacGregor

Er hat stahlblaue Augen, wird seiner Meinung nach ständig verleumdet und hält seinesgleichen für die "neuen Juden": Die Rede ist nicht von Heinz-Christian Strache, sondern von Scientology-Chef David Mis ca vige (52). Der war dem FPÖ-Chef fast zwei Jahrzehnte voraus, als er 1994 in einem Profil-Interview deutsche Scientology-Mitglieder genauso verfolgt sah wie Juden in den 1930ern.

Dabei lief es damals noch ziemlich gut für Miscavige. Ab 2009 musste er sich mit massiven Vorwürfen herumschlagen: Unter seiner Führung soll sich die Gemeinschaft in eine Art Mafia verwandelt haben, sagen Aussteiger, einst enge Mitarbeiter werfen ihm vor, sie regelmäßig psychisch und physisch misshandelt zu haben. So soll er etwa die Köpfe von Untergebenen so lange zusammengeschlagen haben, bis sie bluteten. Mis cavige hat alle Vorwürfe stets zurückgewiesen - so wie das allermeiste, was über ihn gesagt und geschrieben wird.

Geboren wurde er 1960 in Philadelphia. Der Vater erzog ihn katholisch, doch weil die Ärzte dem schwer asthmatischen Buben nicht helfen konnten, ging er mit ihm zu Scientology, als David elf war. Das Kind bekam wieder Luft - und die Gemeinschaft ein paar neue Mitglieder.

Bereits als Jugendlicher machte David bei Scientology Karriere: Mit zwölf Jahren durfte er "Auditing"-Gespräche leiten, eine Art Beichte, die zentral ist bei der Aufnahme neuer Mitglieder. Mit 16 brach er die Schule ab, um sich ganz dieser Arbeit zu widmen. Er trat in die Scientology-Elite-Organisation Sea Org ein und lernte Gründervater L. Ron Hubbard kennen. Mit 26, nach Hubbards Tod, übernahm er die Geschäfte - und machte aus Scientology ein internationales Unternehmen. Heute ist er Vorstandsvorsitzender des Religious Technology Center der Organisation.

Seinen größten Erfolg verbuchte er 1993, als Scientology in den USA als Kirche anerkannt wurde. Seither muss sie dort keine Steuern mehr zahlen. In 167 Ländern soll Scientology aktiv sein, die Jahreseinnahmen werden auf 500 Millionen Dollar geschätzt. Beim Aufbau des Imperiums halfen Mis cavige gute Kontakte zu Prominenten wie Tom Cruise: Die beiden sind enge Freunde, der Chef war Cruise' Trauzeuge bei dessen Hochzeit mit Katie Holmes. Miscavige selbst ist auch verheiratet - allerdings wurde seine Frau seit 2007 nicht mehr gesehen. Sie ist spurlos verschwunden, sagen Kritiker. Stimmt nicht, sagen Miscavige und der Anwalt seiner Frau: Sie trete nur nicht mehr öffentlich auf.  (Tobias Müller, DER STANDARD, 10.7.2012)