Beim Atomwaffentest "Starfish Prime" explodierte der nukleare Sprengkopf in 400 Kilometern Höhe über dem Erdboden (Quelle: Youtube)
Screenshot: Youtube

Am 9. Juli 1962 – also genau vor 50 Jahren – führten die USA "Starfish Prime" durch. Hinter dem harmlos klingenden Namen steckt ein Atomwaffentest, der damals buchstäblich die Welt erschütterte und dessen Folgen bis heute spürbar sind. Der US-Astronom Phil Plait hat den 50. Jahrestag zum Anlass genommen, dem verheerenden Ereignis in seinem Blog "Bad Astronomy" einen längeren, äußerst lesenswerten Eintrag zu widmen.

Was "Starfish Prime", das zur Operation "Fishbowl" gehörte, von anderen Nuklearwaffentests unterscheidet, war, dass er faktisch im Weltraum stattfand: Der nukleare Gefechtskopf explodierte mit der Stärke von 1,4 Megatonnen TNT in einer Höhe von 400 Kilometern über einem Punkt etwa 30 Kilometer südwestlich von Johnston Island im Pazifischen Ozean. Nur zum Vergleich: die Internationale Raumstation ISS kreist im Durchschnitt in 350 Kilometern Höhe um die Erde. Die erste – vergleichsweise harmlose – Auswirkung nach der Detonation war ein ausgeprägtes künstliches Polarlicht, das noch mehreren Tausend Kilometer weit zu sehen war.

Wesentlich schwerer wog der anschließende, gewaltige elektromagnetische Puls (EMP): In Hawaii, das hunderte Kilometer entfernt liegt, gingen die Straßenlichter aus und Telefone versagten ihre Dienste. Im All wurden mindestens sechs Satelliten so schwer beschädigt, dass sie sofort oder nur wenig später funktionsuntüchtig wurden. Zwar hatten die an dem Test beteiligten Forscher mit einem veritablen EMP gerechnet, die beobachteten Ausmaße überstiegen dann aber doch alle ihre Vorstellungen. Alle folgenden US-Atomtests im Weltraum wurden aufgrund dessen mit nur einem Bruchteil der Sprengkraft von "Starfish Prime" durchgeführt. Die langfristigen Folgen verebbten schließlich nach einigen Monaten. Was bis heute nachwirkt, sind die fatalen Erkenntnisse, die aus dem Test gezogen wurden: Dass sich mit einer einzigen Atomexplosion im All ein ganzes Land völlig außer Gefecht setzen ließe...

--> Bad Astronomy: The 50th anniversary of Starfish Prime: the nuke that shook the world

(red, derstandard.at, 9.7.2012)