
Sandro Droschl, Leiter des Grazer Künstlerhauses
Dem Intendanten des Landesmuseums Joanneum gelang es binnen weniger Jahre, für alle wichtigen Kunstinstitutionen der öffentlichen Hand in Graz zuständig zu sein. Zudem wurde Peter Pakesch seinen ärgsten Widersacher, Chefkurator Peter Weibel, los.
Doch nun hat Pakesch einen neuen Gegenspieler: Der steirische Kulturlandesrat Christian Buchmann (ÖVP) übertrug Sandro Droschl und dessen Kunstverein Medienturm die Leitung des Künstlerhauses, für das bisher Pakesch verantwortlich war.
Sandro Droschl, 1970 in Graz geboren, kam schon früh mit der Kunstwelt in Berührung. Denn der Verleger Max Droschl, dessen Autorin Olga Martynowa eben den Bachmannpreis gewann, ist sein Onkel. Das Feuer war rasch entfacht: Sandro Droschl besuchte bereits in der Schulzeit immer wieder das Forum Stadtpark, dessen Bedeutung in den 1980er-Jahren ihren Höhepunkt erreichte, und die Ausstellungen in der Galerie von Aki Bleich-Rossi. Als er 1989 nach Wien ging, kannte er die Grazer Szene bereits bestens.
Er stellte sich ein individuelles Studium inklusive Medizin zusammen, der Hang zur Kunst aber nahm überhand. Ab 1995 besuchte er die bereits legendäre Klasse von Isabelle Graw, die sich nicht dem konservativen Rektorat beugte: Nach Graws Abgang organisierte die Klasse sich ihren Lehrplan selbst.
Weibel war der einzige unter den Professoren, der die freie Klasse unterstützte. Und er bot Droschl, der seine Diplomarbeit nie vollendete, einen Job an: als Leiter des von Protagonisten der Grazer Szene gegründeten Kunstvereins Medienturm. Droschl, der bei der Generali Foundation und in der Secession Erfahrungen gesammelt hatte, willigte ein. Das war im entscheidenden Jahr 2000: Droschl heiratete seine Jugendfreundin Helga, der erste Sohn, Theo, kam zur Welt (der zweite, Oscar, folgte 2002).
Da der Turm des alten Schlachthofes, in dem der Verein untergebracht war, kaum Ausstellungsflächen aufwies, übersiedelte Droschl 2004 in die Nähe des Kunsthauses. Seit 2007 ist seine Frau für die Geschäftsführung zuständig, er selbst konzentriert sich auf das Kuratieren. Nebenbei realisiert er extern Ausstellungen - u. a. für das OK in Linz. Und Droschl wurde auch kulturpolitisch aktiv: Zusammen mit anderen formulierte er 2011 ein kritisches Papier Zur Lage der bildenden Kunst in Graz. Mit der Übertragung der Künstlerhaus-Leitung von Pakesch auf Droschl ist nun ein erster wichtiger Schritt getan. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 11.7.2012)