Wer Kultur nur über Kunst oder Literatur definiert, wird rasch im eigenem Abwasser stehen: In Wien schuf ein Installateur ein Museum, das ganz der Sanitärgeschichte gewidmet ist
Wien - Jeder hat seine Herzausreisserbilder. Ganz tief drinnen. Und viele Menschen haben sie vergessen. Oder verdrängt. Weil es lächerlich aussieht, wenn ein g'standenes Mannsbild beim Anblick einer antiken Fünfliter-Therme glänzende Augen bekommt.
Andererseits: Wieso eigentlich? Schließlich steht der alte Boiler für ein Stück Jugend. Und darum fasste sich der korpulente Installateur Dienstagabend ein Herz, und seufzte laut: "Mein Gott, die habe ich als Bub reparieren müssen." Was dann kam war ein massiver Wasserrohrbruch: Ein Dutzend Klempner erging sich in Erinnerungen. An Bleirohre und Lötzinn. An widerspenstige Dichtungen und schlagende Meister. An Erlebnisse als Lehrling auf Montage. Auch wenn man sie vielleicht nur gerne gehabt hätte.
Schuld an der kollektiven Verzückung einer ganzen Innung ist Peter Stieg. Denn der ist nicht nur aus ganzem Herzen Installateur aus, sondern darüber hinaus auch noch Sammler. Sanitärsammler. Spezialisiert auf Gerätschaften aus dem 19. Jahrhundert. Und weil in seinem Betrieb und seinem Landhaus kein Platz mehr für historische Klos, Nachtöpfe, Spucknäpfe, Thermen und Waschtische ist, öffnete er seine Sammlung: Im Beisein von Wien Wirtschaftskammerpräsident Walter Nettig und allem, was in der Wiener Klempnerschaft Rang und Namen hat, wurde in Wiens Installateurs-Innungshaus Dienstagnachmittag das "Sanitärmuseum" eröffnet.