Washington - Der US-Geheimdienst CIA hat im Irak ein Bauteil für die Entwicklung von Atombomben gefunden, das allerdings bereits seit zwölf Jahren versteckt worden war. Die Zentrifuge wurde von einem irakischen Wissenschaftler übergeben, der sie auf Befehl des entmachteten Regimes 1991 in seinem Garten vergraben hatte. Unterdessen wurde am Donnerstag bekannt, dass das US-Außenamt Zweifel an der CIA-Einschätzung hat, dass es sich bei den im Irak gefundenen zwei Lastwagenanhängern um mobile Biowaffenlabors handelt.US-Militärs: "Kein schlagender Beweis"

Nach Angaben des Nachrichtensenders CNN betonten US-Militärs, es handle sich bei dem Fund im Garten nicht um den schlagenden Beweis für einen Verstoß des Irak gegen die UN-Auflagen. Die Zentrifuge unterstreiche aber, dass der Irak vor über einem Jahrzehnt an der Entwicklung einer Atombombe gearbeitet hatte und dieses Programm vor den UNO-Waffeninspektoren geheim hielt. Beobachter erklärten, für den Bau einer Atombombe hätte der Irak mindestens drei Jahre gebraucht.

Der irakische Wissenschaftler erklärte, dass er die Zentrifuge zur Anreicherung von Uran in seinem Garten versteckt habe, um sie für spätere Zeiten verfügbar zu haben. Es habe aber danach nie den Befehl erhalten, das Programm wieder aufzunehmen.

Weißes Haus: Beweis für irakisches Atomprogramm

Das Weiße Haus sieht den Fund der Zentrifuge als Beweis dafür, dass der Irak sein Atomprogramm wieder aufnehmen wollte. Der Bauteil für die Entwicklung von Atombomben und die Pläne seien mit der Absicht versteckt worden, das Programm sofort wieder aufzunehmen, sollte die internationale Gemeinschaft die UNO-Sanktionen aufheben, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, am Donnerstag. Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) sieht das jedoch anders.

Er hoffe, dass nun auch andere irakische Wissenschaftler bereit seien, dem Beispiel des Atomspezialisten zu folgen, der die US-Behörden auf die Zentrifuge hingewiesen hatte. Der irakische Atomwissenschaftler Mahdi Obeidi habe erklärt, dass er die Zentrifuge auf Befehl des entmachteten Regimes 1991 in seinem Garten vergraben hatte, um sie für spätere Zeiten verfügbar zu haben. Es habe aber danach nie den Befehl erhalten, das Programm wieder aufzunehmen.

Ein Sprecher der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) sagte: "Die Funde und Obeidis Aussagen scheinen zu bestätigen, dass es nach 1991 kein Atomwaffenprogramm im Irak gab."

Erklärung von Bush und Blair "voreilig"

Die "New York Times" berichtete am Donnerstag, die Geheimdienstabteilung des Außenministeriums halte die Erklärung des CIA für "voreilig", bei den zwei verdächtigen Anhängern im Irak handle es sich um Biowaffenlabors. Sie habe dies Außenminister Colin Powell in einem Memorandum mitgeteilt. Präsident George W. Bush hatte die beiden Anhänger mehrfach als Beweis zitiert, dass der Irak Chemie- und Biowaffen hatte. In Interviews erklärte er sogar, die USA hätten die Massenvernichtungswaffen nun gefunden.

Die Zeitung nannte den Bericht des Außenministeriums einen Hinweis darauf, dass der CIA-Bericht entgegen ersten Annahmen auch innerhalb der US-Regierung umstritten war. Ein ungenannter Mitarbeiter des Außenministeriums wurde mit den Worten zitiert, das Memorandum bringe Powell in eine unangenehme Situation.(APA/dpa)