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Die derzeitigen Lotto-Anbieter befürchten Umsatzeinbrüche von mindestens 30 Prozent.
Wien - Kein Glück im Spiel um die Lottomillionen haben derzeit die Trafikanten. Die Österreichische Lotterien GmbH, die zur Casinos Austria AG gehört, will die Zahl der aktuell rund 3.800 Annahmestellen bis Mitte 2013 auf rund 6.000 beträchtlich erhöhen. Etwa 2.200 Vertriebsstellen, die bisher nur Brieflose und Rubbellose verkaufen konnten, sollen nach und nach umgerüstet werden. "Das ist für uns existenzbedrohend", schlug der Obmann des Bundesgremiums der Tabaktrafikanten in der Wirtschaftskammer Österreich, Peter Trinkl, am Freitag in einer Pressekonferenz Alarm. Die derzeitigen Lotto-Anbieter befürchten "Umsatzeinbrüche von mindestens 30 Prozent".
Es gehe nicht nur um die Handelsspanne zwischen 5 und 9 Prozent, die dann für den Einzelnen weniger abzuwerfen drohe, sondern auch um die Kundenfrequenz an sich. "Jeder, der Lotto spielt, nimmt noch was mit", so Trinkl. Der Zusatzverkauf sei ein ganz wesentlicher Faktor. Die Lotteriengesellschaft wiederum erwartet sich von der Ausweitung des Glücksspielangebotes in Trafiken, Postämtern, Banken, Lebensmittelgeschäften und Tankstellen ein Umsatzplus von 10 Prozent.
Fürchten um die Lebensader
Besonders hart könnte es die knapp 200 reinen Lottotrafikanten in Österreich treffen, die ausschließlich Glücksspiele wie Lotto "6 aus 45", EuroMillionen, Toto & Co anbieten. "Jetzt soll uns wirklich die Lebensader gekappt werden", befürchtet etwa Lottokollektantin Helga Kreimel. Die Kollekturstellen gingen auf den Beginn der Lotterie im Jahr 1986 zurück. "Früher waren wir die Einzigen, die Lotto vertrieben haben." Mittlerweile bilden rund 2.400 Tabaktrafiken das Gros der etwa 3.800 Lotto-Annahmestellen. Hinzu kommen Postämter, Banken und Tankstellen.
Von den nun geplanten 2.200 zusätzlichen Annahmestellen sollen rund 925 auf Tankstellen, 500 auf Filialen der BAWAG P.S.K., 300 auf Trafiken und der Rest auf verbundene Tabakverkaufsstellen im Lebensmittelhandel entfallen.
Langsamere Vorgangsweise
Die Umstellung sei auch eine Frage des Tempos, betonte Trinkl, der sich eine langsamere Vorgangsweise wünscht. Tatsächlich haben die Trafikanten aber erst Mitte Juni von der Ausweitung des Lotto-Angebotes erfahren. Der Probebetrieb mit den ersten 50 zusätzlichen Online-Geräten startet bereits im Spätsommer.
Die Umstellungskosten von 2.500 Euro je Terminal wollen die Österreichischen Lotterien auf die Vertriebspartner überwälzen. Eine durchschnittliche Trafik erzielt - je nach Lage - einen Jahresumsatz zwischen 200.000 und 400.000 Euro - 30 bis 50 Prozent davon spielt das Lottogeschäft ein.
Dialog mit Lotterien
Die Trafikanten schließen Trinkl zufolge Streikmaßnahmen aus und suchen den Dialog mit den Lotterien. Erste Gespräche fanden diese Woche statt. Bis Ende August wünscht sich die Branche verbindliche Kriterien bei der Umstellung wie die Festlegung der maximal zumutbaren Umsatzeinbußen bzw. eine Mindestumsatzschwelle sowie Hilfsmaßnahmen für den Fall, dass die Umsätze massiv wegbrechen. Parallel dazu will sich die Branchenvertretung alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen, die ihr zur Verfügung stehen. "Wir wollen bis Herbst eine Lösung finden", so der Obmann. (APA, 13.7.2012)