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Die Amstettner FP lehnt sich gegen die Subventionierung des örtlichen Frauenhauses und der Frauenberatung auf.

Foto: REUTERS/Jorge Silva

Amstetten - Mit 16.000 Euro subventioniert die Stadt Amstetten das örtliche Frauenhaus und die Frauenberatung. Eine Summe, die den Freiheitlichen viel zu hoch ist. "Die Amstettner FP hat beschlossen, diesen Unfug abzulehnen", schreibt Stadträtin Brigitte Kashofer im aktuellen "Freiheitlichen Gemeindekurier". Seit Jahrtausenden, meint Kashofer, hätten Frauen "Haus und Garten bewirtschaftet, zum Lebensunterhalt beigetragen und Kinder großgezogen". Doch nun müsse "der frischgebackene Vater der jungen Mutti im 'Papamonat' beim Stillen und Wickeln des Säuglings behilflich sein", dazu kämen Ungeheuerlichkeiten wie Frauenquoten und "staatlich subventionierte Frauenförderprogramme".

Frauenhaus sei Missbrauch von Steuergeld

Nachdem der Artikel durch die lokale Presse ging, legte Kashofer auf der Website der Amstettner FP noch einmal nach: Frauenhäuser seien "an der nachhaltigen Zerstörung von Ehen und Partnerschaften maßgeblich beteiligt". Die Stadt möge das Geld in eine Eltern- und Familienberatung investieren, in denen Väter und Mütter sitzen sollten - "und nicht willfährige, ahnungslose oder gar parteipolitisch motivierte Soziologie- und Psychologiestudenten".

Es ist nicht die erste FP-Attacke Kashofers auf das Frauenhaus, sagt Mitarbeiterin Maria Reichartzeder. Seit drei oder vier Jahren sei es immer wieder Thema in blauen Publikationen, und man habe lange überlegt, ob man in diese Diskussion überhaupt einsteigen solle. Allerdings fühlten sich nun Frauenhaus-Bewohnerinnen angegriffen, und Reichartzeder fragt sich, "ob es vielleicht Frauen gibt, die sich nicht zu uns kommen trauen". Zwar habe sie den Eindruck, dass die Bevölkerung großteils auf ihrer Seite stehe, aber "steter Tropfen höhlt den Stein", befürchtet Reichartzeder.

Den Niederösterreichischen Nachrichten erklärte Kashofer die Motivation für ihren Kampf gegen das Frauenhaus: Dort werde "jede Frau aufgenommen, ohne ihre Aussagen zu überprüfen. Das ist ein Missbrauch von Steuergeld." Die Männer würden gar nicht gefragt, Familien nach dem Gutdünken der Frauenhaus-Mitarbeiterinnen zerstört: "Das weiß ich aus meinem engsten Bekanntenkreis." Hilfseinrichtungen lehne sie nicht ab, aber den "Automatismus, der eine Lösung der Krise ausschließlich in der Trennung sieht", fügte Kashofer auf der blauen Website hinzu.

Umtriebige Posterin

Es ist nicht das erste Mal, dass die blaue Stadträtin für medialen Wirbel rund um die Mostviertler Kleinstadt sorgt. Als im vergangenen Frühjahr ruchbar wurde, dass Adolf Hitler nach wie vor Amstettner Ehrenbürger ist, stimmte sie mit ihren Fraktionskollegen gegen deren Aberkennung, die ihrer Rechtsansicht nach nicht notwendig war. Auch in diversen Internetforen ist Kashofer ziemlich umtriebig: So postete sie auf www.unzensuriert.at, der Website des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf: "Gender Mainstreaming verfolgt die Absicht, die Geburtenrate (...) der deutschen Bevölkerung zu senken. (...) Es ist also nichts anderes als die Fortsetzung des Zweiten Weltkriegs mit effektiveren Waffen." (Andrea Heigl, DER STANDARD, 14./15.7.2012)