Hitze, Gelsen, Hagelstürme: nichts als Launen einer grantigen Natur. Wann der Sommer wirklich da ist, lesen aufmerksame Beobachter deshalb längst an einem anderen periodisch wiederkehrenden Ereignis ab: Irgendwann um die Jahresmitte meldet sich nämlich stets ein Wissenschafter mit Theorien zum möglichen Aussehen von Außerirdischen zu Wort. Und dann ist sie da, die Saure-Gurken-Zeit.

Vergangene Woche war es so weit. Maggie Aderin-Pocock, Forscherin beim führenden europäischen Raumfahrtunternehmen Astrium, erklärte dem Wissenschaftssender Eden bis ins Detail, warum Außerirdische keineswegs als grüne Männchen auftreten und auch Faltglatzen in Klingonen-Manier unwahrscheinlich sind. Vielmehr würde fremdes Leben unweigerlich eine Form finden, die "nichts mit dem zu tun hat, was wir bislang darunter subsumieren".

So könnte etwa Silizium statt Kohlenstoff als Grundstoff des Lebens hergehalten haben. In einer Umgebung wie dem Saturnmond Titan müssten Lebewesen im Methannebel schwebend überleben. Aderin-Pocock stellt sie sich als quallenähnliche Wesen vor, die locker die Größe eines Fußballfelds haben. Keine verlockende Vorstellung? Ganz ruhig: Auf der Erde könnten die Dinger keine Sekunde überleben - die Atmosphäre hier wäre nämlich "viel zu feucht und warm" für sie. Worunter jetzt explizit nicht nur der Sommer gemeint war. (Severin Corti, DER STANDARD, 16.7.2012)