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2011 schrieb der Kirchenstaat Vatikan erneut Verluste.

Foto: ap/pier paolo cito

Obwohl die Gläubiger immer mehr Peterspfennige in die Kasse des Kirchenstaates einzahlen, hat dieser 2011 erneut rote Zahlen geschrieben. Mit einem Bilanzverlust von 15 Mio. Euro wurde das schlechteste Ergebnis seit Jahren verzeichnet. Die langjährige Verluststrähne des Vatikans wurde einzig 2010 unterbrochen, als außerordentliche Einnahmen zu einem geringen Gewinn führten. Die Aussichten für heuer sind miserabel. Denn erstmals muss der Kirchenstaat Steuern für seine Immobilien in Italien zahlen.

Nicht nur die finanzielle Situation, auch der Kampf mit der Justiz spitzt sich zu. Neuerdings steht die Vatikanklinik für Hautkrankheiten, IDI, im Visier der Staatsanwaltschaft. Die Finanzpolizei hat dort kürzlich ein durch Korruptions- und Steuerhinterziehung bedingtes Bilanzloch von bis zu 800 Millionen Euro gefunden. Ermittelt wird auch bei der Bank des Heiligen Stuhls, IOR.

Präsident weggejagt

Dessen Präsident, Ettore Gotti Tedeschi, wurde kürzlich weggejagt. Er bemühte sich drei Jahre lang um Transparenz. Nun warnte er, Namen von Kontoinhabern zu nennen, die dem organisierten Verbrechen nahestehen sollen. Ein Vatikansprecher bezeichnete ihn kurzerhand als "verrückt". Tedeschi hatte sich Feinde zugelegt, als er sich weigerte, das mit 1,5 Mrd. Euro verschuldete Mailänder Krankenhaus San Raffaele zu sanieren und unter die Fittiche des Vatikans zu bringen.

Der inzwischen verstorbene San Raffaele-Gründer und Präsident, Don Verzé, stand dem Vatikan Außenminister Tarcisio Bertone nahe. Don Verzé wurde der Korruption und Veruntreuung öffentlicher Gelder angeklagt. Sein Vize Mario Cal hatte kurz nach dem finanziellen Zusammenbruch des Krankenhauses Selbstmord begangen. Pikant ist auch die Versetzung von Erzbischofs Carlo Maria Viganò, der als Generalsekretär des Kirchenstaates die Konten in Ordnung bringen wollte, nach Washington. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 17.7.2012)