Die 63-jährige Ex-Frau von Präsident Jacob Zuma, die seit dem Ende der Apartheid ununterbrochen südafrikanische Ministerposten bekleidet hat, könnte der zuletzt durch die Führungskrise gelähmten AU zu neuem Elan verhelfen. In ihrer Heimat ist sie für ihre Manager-qualitäten und ihr resolutes Auftreten bekannt, die Zeitung The New Age bezeichnet sie als " Afrikas Eiserne Lady".

Schon als Schülerin engagiert sich die Tochter eines Lehrers als Untergrundaktivistin im African National Congress (ANC) gegen das Apartheidregime. Ihr Medizinstudium muss sie deswegen in den 1970er-Jahren ins britische Exil verlegen. Währenddessen steigt sie in den Rängen des ANC nach oben und pendelt zwischen Großbritannien und dem südlichen Afrika. In einem Spital in Swasiland lernt sie Jacob Zuma kennen, den sie 1982 als dessen Drittfrau heiratet.

1990 kehrt sie nach Südafrika zurück, in Nelson Mandelas Regierung wird sie 1994 Gesundheitsministerin. Resolut setzt sie ein Rauchverbot in öffentlichen Räumen durch und lässt Generika von Aids-Medikamenten importieren - darunter allerdings auch das als unwirksam kritisierte Mittel Virodene.

In ihrer Zeit als Außenministerin ab 1999 verlangte sie die Schaffung eines Entschädigungsfonds für Sklaverei und Kolonialismus. Bei der umstrittenen Uno-Antirassismuskonferenz in Durban 2001, die Israel und die USA aus Protest verließen, war sie Tagungspräsidentin.

Ambivalent ist auch ihr Verhältnis zu Jacob Zuma, von dem sie sich 1998 als bisher einzige seiner sechs Ehefrauen scheiden ließ. Im Kampf um die ANC-Präsidentschaft unterstützte sie 2007 dessen Konkurrenten Thabo Mbeki. Kurzfristig galt sie sogar selbst als Kompromisskandidatin. In seinem Kabinett wollte Zuma dennoch nicht auf ihre Durchsetzungskraft verzichten: Sie sollte das skandalgebeutelte Innenministerium in geregelte Bahnen lenken. Böse Zungen behaupten, der Präsident, der sich Ende des Jahres einer Wiederwahl um den ANC-Vorsitz stellen muss, habe sie nun deswegen mit aller Macht bei der AU unterstützt, um sich zu Hause einer Konkurrentin zu entledigen. (Manuel Escher, DER STANDARD, 17.6.2012)