Die typische Larry-David-Situation: Auf einen Zwischenfall folgen vorübergehend lebensverändernde, stets wortreich begleitete Sofortmaßnahmen: "Curb Your Enthusiasm" im Abofernsehen und auf Sky.

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Wien - Es beginnt mit einer typischen Larry-David-Situation: ein Bad im Meer, Sonnenschein, Zehenwackeln, plötzlich eine Welle, mehr Wellen, ganz viele Wellen, ein erschöpfter Hauptdarsteller, der sich ans Ufer schleppt, tief durchatmet, am Abend vor Freunden seine Auferstehung zelebriert. Nichts weniger als Gottes Fügung müsse es sein, dass er hier vor ihnen stehe und nicht ertrunken sei, ist das nicht unglaublich?

Eine stimmt zu: "Ja, Larry, das war ein Zeichen, dein Leben zu überdenken und zukünftig netter zu deinen Mitmenschen zu sein, sie zu respektieren", und so weiter. Kurze Pause. "Aber was meinst du? Ich bin doch respektvoll! Was soll das heißen?!" Das folgende Wortgefecht ist weniger heftig als sonst, nicht aber die lebensverändernden Maßnahmen, die nun voller Überzeugung gesetzt und dann genauso schnell wieder aufgegeben werden.

So oder so ähnlich geht das bei Curb Your Enthusiasm immer, in den USA seit mittlerweile acht Staffeln, ab Donnerstag auf Sky Atlantic HD (in Zweikanalton) in der fünften Ausgabe, sieben sind auf DVD erhältlich.

Ende nicht in Sicht

Ein Ende ist nicht in Sicht, und das ist gut so. Mit sicherem Gespür für die Peinlichkeiten zwischenmenschlichen Miteinanders zerteppert der Autor und Produzent Larry David in der Rolle eines völlig überdrehten Autors und Produzenten Larry David Folge für Folge reichlich Porzellan. Sehr zum Gaudium des US-Publikums schwatzt er sich um Kopf und Kragen, versucht sich den wütenden Reaktionen geschickt zu entwinden und landet doch immer nur, wo er hingehört: garantiert im Fettnapf.

Curb Your Enthusiasm sei eine Show über "gar nichts", sagt Larry David. Wenn dem so ist, dann ist es das auf höchstem Niveau: Die hohe Kunst, mithilfe realer Neurosen jedes Nichts zu einer Riesenangelegenheit aufzublasen, bis sie schließlich wie ein prall gefüllter Wasserballon zerplatzt. - Ein Gemisch aus Wasser und Spucke ergießt sich kurz und heftig, danach: nichts.

1999 begann Curb Your Enthusiasm als Mockumentary (eine Kombination aus " to mock" für spotten und "documentary"). Der Drehbuchautor und Produzent David war mit der Sitcom Seinfeld bereits Multimillionär und hatte Lust am Improvisieren. Curb funktioniert nur nach grober Drehbuchvorlage, Dialoge entstehen spontan. HBO ließ David gern gewähren. Eine kleine, nicht minder exklusive Gruppe steht dem 65-Jährigen seither bei, und garantiert, dass die Komödie jedes Mal aufs Neue aufgeht: Cheryl (Hines) als Davids Gattin, der tollpatschige Jeff (Garlin), die hitzige Susi (Essman).

Neues mit Seinfeld

Dass Curb Your Enthusiasm im deutschsprachigen Mainstreamfernsehen bisher kein Erfolg beschieden ist, liegt an der haarsträubenden Synchronisation. Die deutsche Fassung von Lass es, Larry! klingt wie aus dem Shoppingkanal.

Auf Staffel neun wartet das Publikum. Bis dahin versucht David kreative Wege mit Partner Jerry Seinfeld: Am Donnerstag startet Comedians in Cars Getting Coffee. In der Webserie kutschiert Autosammler Seinfeld Kollegen wie Ricky Gervais, Alec Baldwin und Michael Richards und sorgt für kurzweiligen Kaffeeplausch. Das klingt nach ziemlich vielversprechendem Nichts. (Doris Priesching, DER STANDARD, 18.7.12012)