Wien - Die Beaufortsee zwischen dem US-Bundesstaat Alaska und dem kanadischen Yukon-Territorium ist Schauplatz eines Konfliktes der beiden sonst eng verbündeten Staaten. Es geht dabei um die korrekte Grenzziehung auf dem Meeresgrund - und damit um den Besitz von 21.000 km², in denen reiche Erdöl- und Erdgasvorkommen schlummern.

Außerdem streiten sich die beiden Staaten um die Kontrolle der durch den Klimawandel frei werdenden Nord-West-Passage.

Hintergrund der Differenzen sind nicht nur die Öl- und Gasvorkommen, sondern auch andere strategische Interessen: Kanada sieht sich als " arktische Supermacht". Erst 2011 wurde ein neues Militärausbildungszentrum für "arktische Kriegsführung" in Nunavut im äußersten Norden das Landes in Auftrag gegeben. An der Grenze zu jenem Naturschutzgebiet, das in den USA heißdiskutiertes Thema der "Artic Drilling"-Kontroverse ist, betreibt Kanada schon seit Jahren Ölabbau. Erst im Mai hat der Staat weitere Abbaukonzessionen verkauft.

Die beiden Regierungen haben sich verpflichtet, die Streitigkeiten in aktuell noch laufenden Verhandlungen beizulegen - eine Lösung ist allerdings nicht unmittelbar in Sicht.

Einig sind sich Kanada und die USA allerdings über mögliche Bedrohungsszenarien. Erst im April dieses Jahres haben beide an einem Nato-Manöver in Norwegen teilgenommen, das einen Krieg in der Arktis simulieren sollte - zeitgleich mit einem sehr ähnlichen Manöver der russischen Streitkräfte. (mesc/ DER STANDARD Printausgabe, 18.7.2012)