Nächster Karriereschritt für Norbert Schöfberger bei Hewlett-Packard Österreich: Vom PC-Direktor zum Geschäftsführer.

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STANDARD: Warum kommt es bei HP Österreich zum Chefwechsel?

Norbert Schöfberger: Das geschieht als Teil eines Wechsels der Gesamttransformation der Organisation. Es haben sich da und dort Aufgabenbereiche geändert, unter anderem durch die Zusammenlegung von Drucker- und PC-Sparte. Das Unternehmen kam zur Ansicht, dass man nach fünf Jahren einen Wechsel durchführen und die Verantwortung neu mischen kann. Der Abgang von Rudolf Kemler aus der Geschäftsführung erfolgt aber sehr strukturiert und partnerschaftlich. Bis Oktober arbeiten wir als Team.

STANDARD: Als Herr Kemler 2008 HP-Chef wurde, gab es lokal 30 freie Stellen zu besetzen, die internationalen Quartalsgewinne lagen im hohen zweistelligen Bereich. Jetzt kämpft HP mit starken Umsatzrückgängen und baut weltweit im großen Stil Leute ab. Keine rosige Ausgangsbasis für Sie.

Schöfberger: Auch wenn wir im gesamten europäischen Markt im zweiten Quartal mit Ende April sieben Prozent weniger Umsatz machten, kann ich für Österreich sagen, dass wir sehr stabile Verhältnisse haben.

STANDARD: Stabil bedeutet aber: Sie wachsen nicht.

Schöfberger: Wenn wir uns mit der Entwicklung der Gesamtwirtschaft in Österreich und mit unseren Mitbewerbern vergleichen, sind wir weiterhin gut aufgestellt. Jedes dritte Notebook, jeder zweite PC und Server kommt von uns, im Druckerbereich haben wir mehr als 60 Prozent Marktanteil. Das ist schon eine solide Basis. Wir sind insgesamt immer noch ein kerngesundes Unternehmen.

STANDARD: Weltweit werden 27.000 Stellen abgebaut. Das sind etwa acht Prozent der gesamten Mitarbeiter. HP Österreich hat den Angaben nach 850 Leute. Heruntergerechnet wären das 68 Stellen hierzulande.

Schöfberger: Wir haben aktuell keine Zahlen für Österreich, und ich kann das nicht kommentieren. Wir sind momentan in der Phase, dass wir entsprechend der Vorgaben Strukturen und Teams formieren. Je nachdem, wie die Konzernspitze auch in Österreich die Erwartungshaltung dazu setzen wird, wird die Struktur in Österreich aufgestellt sein. Unsere Aufgabe hier ist es, dass wir weiter ordentlich und besser als in der Vergangenheit arbeiten können.

STANDARD: Als noch größter PC-Hersteller sind Sie mit einer rückläufigen Nachfrage konfrontiert. Die chinesische Lenovo ist HP dicht auf den Fersen. Und Sie können im boomenden Tablet-Segment nichts vorweisen. Wie will HP da an der Spitze bleiben?

Schöfberger: In unserem angestammten PC- und Notebookbereich mit klassischen Formfaktoren sind wir wie gesagt extrem gut aufgestellt. Bei Geräten wie Tablets, die aus Herstellersicht zu Me-too-Produkten werden, haben wir vielleicht Aufholbedarf. Die Frage ist aber: Wo werden sich diese Geräte konsolidieren und was wird danach kommen? Unsere Forscher und Entwickler sind an dieser Frage dran. Wenn man ab jetzt in einem Zeitraum von zwölf bis 18 Monaten denkt, bin ich sehr überzeugt, dass wir da sehr spannende Dinge auf den Markt bringen werden.

STANDARD: Die was sein könnten?

Schöfberger: Das ist noch in einer sehr frühen Phase und lässt sich noch nicht schärfen.

STANDARD: Was halten Sie davon, dass Microsoft jetzt selbst Tablets baut?

Schöfberger: Wir kommentieren die Produktstrategie anderer Unternehmen nicht. Microsoft ist und bleibt einer der größten HP-Geschäftspartner. In diesem Sinne werden wir weiter kooperieren.

STANDARD: Was erwarten Sie sich von Microsofts neuer Betriebssystemversion Windows 8?

Schöfberger: Windows 8 wird sicher den Markt beleben, besonders rasch im Privatkundenbereich. Ich denke, dass zum Weihnachtsgeschäft die ersten Geräte verfügbar sein werden.

STANDARD: Wie entwickelt sich Ihr Druckergeschäft?

Schöfberger: Damit sind wir in Österreich sehr zufrieden. Sowohl im Geschäftskundenbereich als auch im Privatkundenmarkt, wo die Kunden ja sehr preissensibel sind. Wir werden uns dennoch nicht verleiten lassen, auf Qualität zu verzichten, und zeigen keine Tendenz für einen 19-Euro-Drucker. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 18.7.2012)