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Im Gleichschritt mit einem breiten Index und dafür kostengünstig.

Foto: AP/Schrader

Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) sind mittlerweile in vielen Portfolios angekommen. Besonders institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionsfonds nutzen kostengünstige Aktien-ETFs zur Portfoliokonstruktion. Sie verzichten auf das unsichere Alpha, also den Mehrwert eines aktiven Managers. Stattdessen reicht es, wenn sich ETFs im Gleichschritt mit einem breiten Index bewegen und dafür kostengünstig sind.

Doch bei Rentenmandaten, die bei Versicherungen und Pensionsfonds ein Gros der Allokation darstellen, werden noch kaum ETFs eingesetzt. Auch wenn der ETF-Anbieter iShares auf das große Wachstum in diesem Segment hofft, mit nur 300 Milliarden US-Dollar an verwalteten Vermögen weltweit ist dieses Segment sehr klein, etwa im Verhältnis zu den 1,6 Billionen Euro, die alleine in Europa in UCITS-konformen Anleihenfonds investiert sind (EFAMA).

Aufholbedarf bei Anleihen-ETFs

Eine Erklärung für den Aufholbedarf bei Anleihen-ETFs liegt in der Grundkonstruktion.  „Die herkömmliche Marktgewichtung hat deutliche Nachteile bei Anleihenprodukten", sagt Heike Fürpaß-Peter, bei Lyxor ETF für den Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich. Denn die Gewichtung von einzelnen Schuldnern nach dem Volumen der ausstehenden Schulden führt zwangsläufig dazu, dass in einem klassischen Renten-ETF hoch verschuldete Länder hoch gewichtet sind.

Dieses Geschäftsmodell hat aber nicht zuletzt in der aktuellen Schuldenkrise an Attraktivität verloren. „Dass Länder mit hohen Schulden wohl eher in Probleme kommen, liegt auf der Hand", meint Detlef Glow, Fondsexperte bei Lipper. Daher sei es „clever", wenn Fondsanbieter an Indizes basteln, die einerseits ein klares Regelwerk für die Investitionsentscheidungen in passiven Fonds beinhalten, gleichzeitig aber das Problem der großen Schuldner umgehen. Auf der Landkarte der Anleihen-ETFs gebe es tatsächlich noch „recht viele weiße Flecken", gibt Glow zu bedenken.

„Es gibt deutliches Kundeninteresse für aktive Anleihen-ETFs", meint Fürpaß-Peter, „also Produkte, die nach makroökonomischen Variablen gewichtet sind". Bei Lyxor werden etwa Schuldner mit AAA-Bonität nach dem Wirtschaftsprodukt, dem Leistungsbilanzsaldo und dem langfristigen Zinssatz gewichtet. Aktuell sind knapp 400 Millionen Euro in diesen Strategien investiert.

Einfachheit im Fokus

Dabei seien aber aktive Lösungen von Investoren durchaus mit Vorsicht zu genießen, etwa im Aktienbereich: „Viele Produkte sind nicht mehr einfach und sehr beratungsintensiv. Das Problem ist, dass aktive ETFs nicht mehr die Einfachheit und Transparenz der klassischen Produkte haben", sagt Glow. Anleger sollten daher bevorzugt nach Fonds suchen, die weiterhin nachvollziehbare Indizes als ihre Basis haben.

Tatsächlich gehe die Fondsindustrie mittlerweile aber dazu über, ETFs aufzulegen, die von der klassischen Indexkonstruktion weggehen, und ihren Anlegern anbieten wollen, gewissen Indizes zu schlagen. So hat Swiss & Global vor kurzem aktive ETFs aufgelegt, die Überrenditen gegen gewisse Aktienindizes versprechen. Statt im Gleichschritt mit einem gewissen Index zu gehen, werden also Mehrrenditen versprochen, indem Strategien umgesetzt werden.

„Die Frage ist, ob man die Investoren an diese ETFs gewöhnen kann", warnt Glow. Wenn ETFs wegen einer aktiven Strategie nicht mehr am Index kleben, sondern manchmal davor und manchmal dahinter liegen, könnte es zu einem ähnlichen Phänomen wie bei aktiven Fonds kommen: Auch eine langfristig bessere Strategie wird oft vorschnell verkauft, wenn ein Produkt ein paar Monate hinter einem Vergleichsindex liegt. Viele Investoren sind zu ungeduldig, doch es ist gerade das kostspielige „Hin und Her", das bekanntlich die Taschen leer macht. (Lukas Sustala, derStandard.at, 19.7.2012)