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Der 45-jährige Peter Schöttel ist zufrieden.

Foto: APA/Furtner

Wien - Da Peter Schöttel die Mechanismen bei Rapid kennt und von klein auf gelernt hat, dass die Dinge in Hütteldorf sind, wie sie sind, sagt er: "Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich habe. Der Verein nimmt das wohlwollend zur Kenntnis." Der Trainer macht einen überaus entspannten Eindruck. "Die Vorbereitung war optimal. Wir haben Fußball gespielt. Uns ist in den Tests einiges eingefallen, es hat Spaß gemacht."

Rückblick auf die unlustige Zeit der Ideenlosigkeit: Als Schöttel vor einem Jahr das Amt antrat, herrschten chaotische Zustände. Keine Teilnahme am Europacup, Fanproteste, Stille im Hanappi. Die Mannschaft war psychisch bedient, es gab kaum Gemeinsamkeiten, von Depression und Selbstzweifel abgesehen. Schöttel musste "Stabilität reinbringen". Das gelang in kleinen Schritten, schlussendlich ist Platz zwei hinter Red Bull Salzburg rausgekommen. "Vielleicht wurde das zu wenig gewürdigt, aber egal. Jedenfalls war es eine schwierige Zeit. Auch fürs Trainerteam."

Als Zweiter kann man schwer sagen, dass man wieder Zweiter werden will. Platz drei als Ziel anzugeben, wäre noch unsinniger. Also bleibt nur der Titel. Schöttel: "Ich bin nicht der Typ, der sich zu weit rauslehnt. Salzburg ist Favorit. Aber warum nicht? Es ist ein legitimer Anspruch, Meister werden zu wollen."

Die Fans haben die Mannschaft wieder sehr lieb, die Sehnsucht nach Zuneigung wurde gestillt. "Sind die Leute glücklich, sind es die Spieler auch."

Hofmann weiterhin das A und O

Der Stil wurde verändert. Rapid möchte laut Schöttel "ein Erlebnis sein. Sofern es die Gegner halt zulassen." Soll heißen: Die Risikobereitschaft wurde erhöht, der Spielwitz darf ausgelebt werden. "Natürlich soll dabei die Stabilität beibehalten werden. Das wird ein komplizierter Spagat."

Der Kader wurde verbilligt, teure Kräfte wie Payer, Soma oder Patocka haben den Verein verlassen. Stammspieler konnten gehalten werden, der Brasilianer Gerson (Innenverteidiger) und der US-Amerikaner Terrence Boyd (Mittelstürmer) wurden neu verpflichtet. Der eine ist 20 Jahre alt, der andere 21, Rapid wird jünger und jünger. Schöttel sagt: "Mir taugt diese Philosophie."

Boyd hat sich beim 1:2 gegen Roma mit einem spektakulären Fallrückziehertor vorgestellt. "Er ist ein Brecher, er hat Wucht, er reißt mit, will unbedingt den Titel. Solche Typen kommen beim Publikum gut an." Dass der Sprung von der vierten deutschen Liga, von Dortmunds Reserve, in die erste österreichische für Boyd zu groß sein könnte, glaubt Schöttel nicht. "Immerhin ist er aktueller Teamspieler. Warten wir ab."

Die Abhängigkeit vom 31-jährigen Kapitän Steffen Hofmann bleibt, schließlich ist Rapid ein Traditionsverein. Hofmann soll in der Vorbereitung aufgeblüht sein. Schöttel bestätigt das: "Er mag die neue Spielweise, hat Freude. Ein gut gelaunter Hofmann ist Goldes wert." Während Präsident Rudolf Edlinger lamentierte, dass das Hanappi-Stadion aufgrund fehlender Investoren und Millionen im nächsten Jahr wohl nur saniert statt ausgebaut wird, sagt Schöttel: "Ich bin zufrieden. Im Rahmen unser Möglichkeiten ist jede Position doppelt besetzt."

Das erhoffte Erlebnis startet am Samstag mit einem Heimspiel gegen Wacker Innsbruck. Der Trainer scheut die Phrase nicht. "Ein guter Start ist immer wichtig." (Christian Hackl, DER STANDARD, 20.7.2012)