Brigitte Kashofer bekämpft das Frauenhaus in Amstetten.

Foto: FPÖ

Dass die FPÖ Parteimitglieder wegen Rechtsabweichlertums ausschließt, kommt wahrlich nicht alle Tage vor. Brigitte Kashofer ist das 1995 fast gelungen. In einem Flugblatt der freiheitlichen Beamtengewerkschaft AUF vertrat die (mittlerweile pensionierte) Volksschullehrerin die Meinung, das Verbotsgesetz sei erlassen worden, "um die Gebildeten unter den Kritikern mundtot zu machen". Und während die "Kriegsverlierer pausenlos zu einseitigem Schuldbekenntnis aufgefordert" würden, geriete in Vergessenheit, "dass England den Krieg begonnen hat". Der AUF war das zu viel, sie warf Kashofer raus; ein Partei-Schiedsgericht entschied, dass Kashofer FPÖ-Mitglied bleiben durfte.

Seit 2008 sitzt die 64-jährige Mutter von fünf Kindern im Amstettner Gemeinderat und macht mit ihrem Frauenbild von sich reden, zuletzt, weil sie eine 8000-Euro-Subvention für das Frauenhaus ablehnte, mit dem Argument, dadurch würden Partnerschaften zerstört. Ganz im Sinne der blau durchsetzten Väterrechtsbewegung kritisiert sie, die "automatische Trennung" von Familien erfolge ohne Rücksprache mit den Vätern, die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses würden quasi willkürlich entscheiden.

FPÖ will Kashofer nicht ausschließen

Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes sammelt schon länger Informationen über Kashofers Aktivitäten. Jüngst tat sie sich vor allem durch Postings in Foren hervor. So schrieb sie etwa auf der Website der Presse: "Seit dem Zweiten Weltkrieg ist es politisch opportun, von einer österreichischen Nation zu sprechen, obwohl eigentlich niemand so recht weiß, was das sein soll." Und auf www. unzensuriert.at postulierte sie, Gender-Mainstreaming sowie die " Förderung von Homosexualität" seien dazu da, die Geburtenrate der " deutschen Bevölkerung" zu senken: "Es ist also nichts anderes als die Fortsetzung des Zweiten Weltkriegs mit effektiveren Waffen."

Bei der FPÖ denkt man weiterhin nicht daran, Kashofer rauszuwerfen. Eine blaue Nationalrätin verteidigte ihre Position mit dem Argument, man müsse hinterfragen dürfen, ob es wirklich Aufgabe einer Stadt sei, eine Einrichtung zu fördern, die der ganzen Region zugutekomme. Auch im Amstettner Gemeinderat droht Kashofer kein Ungemach: Obwohl sie Kashofers Positionen zutiefst ablehne, sagt die rote Bürgermeisterin, sei es nicht legitim, jemanden des Amtes zu entheben, weil er im Gemeinderat seine Werte vertrete. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 20.7.2012)