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SP-Chef Gusenbauer vor Ort: Die Sperrminorität muss in der öffentlichen Hand bleiben

Foto: Reuters
Linz/Wien - Das einzige Modell, das den Weiterbestand der voestalpine im Interesse des Unternehmens sichere, sei bei aller Privatisierung eine "gemischte Eigentumsstruktur, bei der die öffentliche Hand 25 Prozent und eine Aktie hält - alle anderen Privatisierungsmodelle lehnt die SPÖ entschieden ab", erklärte SPÖ-Bundesparteiobmann Alfred Gusenbauer anlässlich eines Besuches des Linzer Stahlriesen gemeinsam mit dem oberösterreichischen Landeshauptmannstellvertreter Erich Haider und Voestbetriebsräten am Donnerstag.

Unvereinbarkeit beseitigen

Parallel müsse man jetzt die "Unvereinbarkeit mancher Posten in den Aufsichtsräten beenden". "Es kann nicht sein, dass zum Beispiel im ÖIAG-Aufsichtsrat ein Magna-Mitarbeiter sitzt oder beim Voest-Aufsichtsrat Industrielle mitwirken, die nur die Zerteilung des Betriebes im Sinn haben", erklärte Gusenbauer. Auch Landeshauptmannstellvertreter Erich Haider sprach sich für einen "sofortigen Privatisierungsstopp der Bundesregierung" aus: " Es besteht kein Zwang zum Verkauf der ÖIAG-Anteile an der Voest. Die ÖVP und Finanzminister Grasser gefährden hier nur aus rein ideologischen Gründen den Industriestandort Oberösterreich und die Arbeitsplätze von zehntausend Menschen".

Aufgeizte Stimmung

Innerhalb der Voest-Belegschaft herrscht derzeit eine aufgeheizte Stimmung. Diese wurde auch bei dem "Besuch aus Wien" deutlich. Lautstark trugen die Voestler ihre Sorgen und Zukunftsängste an die Politiker heran. "Wir fühlen uns von Schüssel und Pühringer im Stich gelassen und Grasser tritt uns mit Füßen", so ein aufgebrachter Betriebsrat.

Androsch für österreichische Kernaktionäre

Auch der Industrielle und ehemalige Finanzminister Hannes Androsch sprach sich für die Absicherung der voestalpine AG durch den mehrheitlichen Einstieg österreichischer Kernaktionäre aus. voestalpine sei "ein Flaggschiff und ein Stück österreichischer Wirtschaft und Identität". Es müsse daher sichergestellt werden, dass das Unternehmen nicht zerschlagen werde. Sonst bleibe am Schluss nur das Stahlwerk allein über. Wenn die voestalpine zum Übernahmekandidaten werde, bedeute das den Ausverkauf heimischen Industriepotenzials.

Aus der früheren und jüngeren Vergangenheit gebe es genug Beispiele hiefür, sagte Androsch, der aus dem ehemals verstaatlichten Voest-Mischkonzern Mitte der 90er-Jahre den Subbereich der AT&S Leiterplattenfertigung übernommen und erfolgreich an die Frankfurter Börse gebracht hat. Ans Ausland verkauft seien die Unternehmen Treibacher, Leykam, "auch die Bank Austria", ferner Lenzing (wo er selbst mit einem Angebot im letzten Moment scheiterte), weiters "die EVUs teilweise" oder die Tabakindustrie (Austria Tabak).

Grasser-Erklärung als "Placebo"

Die Erklärung von Finanzminister Karl-Heinz Grasser Anfang dieser Woche nannte Androsch ein "Placebo", aber keinesfalls eine Garantie - sie sei als Taktik im Zusammenhang mit der oberösterreichischen Landtagswahl im September zu werten. Grasser hatte die Absicherung der voestalpine durch einen heimischen Kernaktionär und die Verhinderung einer Zerschlagung angekündigt, wollte allerdings nicht ausschließen, dass Magna als neuer Eigentümer weiterhin in Frage komme.

In diesem Zusammenhang verwies Androsch heute auf einen "eklatanten Conflict of interest" nicht nur von Grasser als Eigentümervertreter der Privatisierungs- und Beteiligungsagentur ÖIAG, der ein Rückkehrrecht in den Magna-Konzern habe. Sondern auch von ÖIAG-Aufsichtsrat Siegfried Wolf als Top-Manager von Magna sowie des Industriellen Cornelius Grupp als voestalpine-Aufsichtsrat.

Androsch winkt ab

Ob er, Androsch selbst, Interesse habe, als Kernaktionär aufzutreten, verneinte dieser. Man müsse die voestalpine mit 2 Mrd. Euro bewerten, 40 Prozent davon müssten eigenfinanziert werden. "Dazu fehlen mir die finanziellen Muskel". Der (oder die) Kernaktionär(e) müssten auch die finanzielle Stärke besitzen, um früher oder später in einem Übernahmekampf "dagegen zu halten". (APA)