Zwischen Jammern und Erleichterung: Die Salzburger Innenstadtsperre trifft auf geteilte Meinungen

Foto: Salzburger Burgen & Schlösser

Zwischen 16. Juli und 17. August sind werktags zwischen 10 und 14 Uhr Teile der Innenstadt für mehrspurige Fahrzeuge gesperrt.

Karte: Der Standard

Salzburg - Glaubt man der in Lokalzeitungen veröffentlichten Meinung, dann bedeutet die seit einer Woche gültige "autofreie Innenstadt-Mittagsregelung" für viele Geschäftsleute und Gastronomen das baldige Aus. Von einem "Aufschrei der Kaufleute" berichten die Salzburger Nachrichten. "Geisterstadt" titelt die Kronen Zeitung.

Tatsächlich fällt die Zwischenbilanz nach der ersten Woche, in der für einen Teil der Innenstadt werktags zwischen 10 und 14 Uhr ein Fahrverbot gilt, nicht so negativ aus, wie es die Schlagzeilen suggerieren. "Vom Verkehr her gesehen läuft es gut", sagt Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) im Standard-Gespräch. Vor allem die klassischen Staurouten wie etwa die Maxglaner Hauptstraße würden spürbar entlastet, ergänzt Verkehrsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste). Auch die Exekutive ist mit der neuen Regelung zufrieden. Mit 54 Stück wurden vergangenen Mittwoch die bisher meisten Strafzettel für unerlaubtes Einfahren in das Fahrverbot ausgestellt.

Altstadt wird gemieden

Angesichts der langen Überwachungszeit seien 54 Organmandate nicht besonders viel, heißt es. "Es gibt auch keine Probleme mit den Touristen" , sagt Padutsch. Die Frequenz in der Altstadt entspreche der vom Vorjahr.

Allerdings - das räumt auch das rot-grüne Duo Schaden-Padutsch ein - kämen weniger Salzburger aus der Stadt und dem Umland in die Innenstadt. Gerade Einheimische und Stammkunden würden die Altstadt derzeit meiden.

Padutsch und Schaden machen dafür die Kampagne von ÖVP und Wirtschaftskammer gegen die Verkehrsberuhigung verantwortlich. Die dort gezeichneten "Horrorszenarien" würden die Leute verunsichern und von einem Besuch der Stadt abhalten.

Kündigungen

Während Padutsch eine überarbeitete Form der Mittagsregelung mittelfristig als Dauerlösung installieren will, läuft die ÖVP weiter Sturm gegen die "Innenstadtsperre". Erste Firmen müssten bereits "über Kündigungen nachdenken", befürchtet Vizebürgermeister Harald Preuner.

Wobei die Unternehmer selbst geteilter Meinung sind. Während die Innenstadtkaufleute jammern, berichten Kaufleute aus dem Stadtteil Maxglan - westlich des Mönchsberges - Gegenteiliges: Verglichen mit früher, "wo man im Stau erstickt ist", sei "eine Steigerung der Einnahmen spürbar", sagt Alexander Pichler, Geschäftsführer einer Sicherheitstechnikfirma. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 23.7.2012)