Addis Abeba - Kurz vor Ablauf eines UNO-Ultimatums hat der Südsudan dem Sudan einen neuen Vorschlag zur Regelung ihres Grenzkonfliktes unterbreitet. Er sieht eine entmilitarisierte Pufferzone und ein Referendum in der umstrittenen ölreichen Provinz Abyei vor. Dieser "faire und ausgewogene Entwurf" werde "den Menschen beider Staaten zugutekommen", sagte der südsudanesische Chefunterhändler Pagan Amum am Montag in Addis Abeba.

Die beiden Staaten verhandeln seit Monaten in der äthiopischen Hauptstadt, um die nach der Unabhängigkeit des Südsudans 2011 noch offenen Probleme zu lösen und einen neuen Krieg zwischen den Ländern zu vermeiden. Dabei geht es neben der noch offenen Grenzmarkierung vor allem um die Aufteilung der Ölvorkommen und -einnahmen. Die meisten Reserven liegen im Südsudan, der Transport läuft aber über Leitungen im Norden.

"Die Zeit für langwierige Verhandlungen ist vorbei, wir haben nur noch neun Tage Zeit, um uns auf eine Regelung zu einigen", sagte Amum mit Blick auf ein Ultimatum des UNO-Sicherheitsrates, das am 2. August ausläuft. Sollten Juba und Khartum bis dahin keine Lösung für ihre schwelenden Konflikte gefunden haben, drohen Sanktionen.

Sicherheit soll gewährleistet werden

"Die Vereinbarung für freundschaftliche Beziehungen und Zusammenarbeit der Republik Südsudan und der Republik Sudan" (AFRC) sieht vor, sofort eine entmilitarisierte Pufferzone im Grenzgebiet einzurichten. Sämtliche Feindseligkeiten sollen eingestellt und die Sicherheit der Bürger in der Region gewährleistet werden.

Zudem schlägt der Südsudan eine Volksabstimmung in Abyei darüber vor, zu welchem Land die Provinz künftig gehören soll. Die Abstimmung soll von den Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union organisiert werden.

Das Übereinkommen berücksichtigt auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit des jüngsten Staates der Erde mit seinem nördlichen Nachbarn. Der Südsudan will demnach die Ölleitungen des Sudans zu einem erhöhten Transportpreis nutzen und dem Sudan zudem Schulden in Höhe von fast fünf Milliarden Dollar (4,1 Milliarden Euro) erlassen.

Falls der Sudan die neuen Vorschläge akzeptiere, öffne dies "ein neues Kapitel" in den Beziehungen beider Länder und die Möglichkeit für dauerhaften Frieden in der Region, erklärte Amum. Eine Antwort des Sudans steht noch aus. Der Südsudan gilt als einer der ärmsten Staaten der Welt. (APA, 23.7.2012)