Mit Spielszenen: Doku "Vom Traum zum Terror - München 72"

Foto: Servus TV

Die Freude auf die Olympischen Spiele ist groß, manche können es gar nicht mehr erwarten. Im TV ist das Sportfest schon jetzt dauerpäsent. Pünktlich zum 40. Jahrestag erinnerten Servus und ARD auch an die Anschläge, die man bis heute mit Olympia verbindet: "Vom Traum zum Terror - München 72".

Archivaufnahmen und Zeitzeugeninterviews waren Spiegel TV-Chefredakteur Marc Brasse und Florian Huber dafür nicht genug. Schauspieler sollten auch das nachspielen, "was den Kameras verborgen blieb".

Streckenweise reißerisch

Im Ton ließ sich die Doku streckenweise reißerisch auf Boulevardniveau herunter. Der Terroristen-Anführer? "Ein Killer im Karnevalskostüm". An Letzteres erinnerte allerdings eher das Outfit der Darsteller, die in voller Seventies-Montur und inklusive falscher Haarpracht auftraten. Viel Sinn machten ihre Szenen trotzdem nicht. Man sah Sportler "Ich fass' es nicht!" murmeln. Peter Lohmeyer eilte als Bürgermeister des olympischen Dorfes durch die Gassen. Stephan Luca schaute als Sonderermittler mit Zuhälterbart grimmig drein. Auch die "einsame Entscheidung" des am Schreibtisch sitzenden Hans-Dietrich Genscher hätte man nicht extra nachspielen müssen.

Neben den Originalaufnahmen wirkten die Spielszenen ohnehin blutleer und gestellt. Wesentlich stärkere Bilder erzeugten auch die Erinnerungen der Zeitzeugen. Pilot Klaus Bechler dachte an seine Kinder, während er sich im Feuergefecht stundenlang tot stellte.

Sonderfahnder Heinz Hohensinn fühlte sich wie ein Bergsteiger in Badehose, als die Polizisten ohne Einsatzplan und passende Ausrüstung die Terroristen überwältigen sollten. Kann man sich vorstellen. Ganz ohne Spielszene. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 24.7.2012)