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Dramatischer Wandel vom 8. Juli (li.) auf den 12.: Rötlich sind die Regionen eingetragen, in denen zwei oder mehr Satelliten Anzeichen von Eisschmelze festgestellt haben. Bei den rosafarbenen hat jeweils nur ein Satellit entsprechende Hinweise gefunden, sie werden als "mögliche Schmelze" eingestuft.

Foto: APA/EPA/NASA

Washington - Fast die gesamte Oberfläche des grönländischen Eisschildes ist Mitte Juli zumindest angetaut. Zudem schmolz die Eismasse zur Beobachtungszeit um den 12. Juli herum auf etwa 97 Prozent der Fläche: Das sind die Ergebnisse von satellitengestützten Messungen, die die US-Weltraumagentur NASA nun präsentierte. Das Ausmaß der Schmelze sei größer als in den zurückliegenden mehr als 30 Jahren, in denen Satellitenmessungen vorgenommen werden konnten.

In einem durchschnittlichen Sommer schmelze das Eis natürlichweise etwa auf der halben Oberfläche Grönlands, heißt es bei der NASA. In großer Höhe friere der größte Anteil des Wasser aber schnell wieder. Nahe der Küste wird einiges Wasser von Eisbarrieren zurückgehalten, etwas Wasser fließt in den Ozean. "Aber in diesem Jahr hat das Schmelzen an der Oberfläche einen dramatischen Sprung gemacht", heißt es.

"Hitzeglocke" als mögliche Ursache

Son Nghiem vom Jet Propulsion Laboratory der NASA im kalifornischen Pasadena hatte Radardaten des "Oceansat-2"-Satelliten der kooperierenden indischen Raumfahrtagentur ISRO ausgewertet - einem von mehreren Satelliten, die an der aktuellen Untersuchung beteiligt waren. "Das war so außergewöhnlich, dass ich das Ergebnis zuerst infrage gestellt habe: War das real oder ein Datenfehler?" Die Ergebnisse wurden mit Messgerätern an Bord weiterer Satelliten überprüft, dabei bestätigten sich die hohe Temperaturen über der Eisfläche.

Das extrem starke Schmelzen könnte seine Ursache in einer ungewöhnlich warmen Luftschicht haben, die NASA spricht gar von einer "Hitzeglocke". Seit Mai gab es mehrere davon, jede stärker als die vorherige. Die zuletzt beobachtete baute sich am 8. Juli auf, am 16. Juli begann sie sich aufzulösen. Ob die Schmelze einen Einfluss auf das Volumen des Eisverlustes in Grönland haben wird, haben die Wissenschafter noch nicht ermittelt. (APA/red, derStandard.at, 25.7.2012)