Es geht hier um Schubert und dabei um Werke, die nicht unbedingt im Zentrum der Bewunderung für den Wiener Liedgenius stehen. Das L'Orfeo Barockorchester widmet sich neben der 5. Symphonie auch fünf Ouvertüren, die nicht im Zusammenhang mit einem Bühnenwerk entstanden sind (bei Harmonia Mundi).
Und die Qualitäten des einst von Dirigentin Michi Gaigg gegründeten Ensembles der historisch informierten und fundierten Interpretationskunst leuchten auf: Keine Phrase beiläufig, jede Pointe markant und bewusst in Einsatz gebracht, klangliche Lebendigkeit und Vielfalt an musikalischen Schattierungen. Alles lebt, hat eine hohe Unmittelbarkeit und dabei auch Eleganz. Gaigg, die auch an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz lehrt, hat klare Vorstellungen von dieser Musik und sorgt auch für packende Umsetzung.
Ihre profunde Arbeit ist übrigens auch bei den Donaufestwochen im Strudengau (27. Juli bis 15. August) zu erleben, wo sie Intendantin ist. Der Ö1-Pasticcio-Preis - vergeben in Kooperation mit dem STANDARD und Musikredakteur Ljubisa Tosic als Jurymitglied – geht an sie und ihr Ensemble. (red, Rondo, DER STANDARD, 27.7.2012)